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Landeshauptstadt: Außenkommando Griebnitzsee auf Uni-Gelände

Zum 60. Jahrestag der Befreiung des KZ Sachsenhausen stellen Potsdamer eine Gedenktafel auf

Zum 60. Jahrestag der Befreiung des KZ Sachsenhausen stellen Potsdamer eine Gedenktafel auf Babelsberg - Eine Tafel zum Gedenken an die Häftlinge des Außenkommandos Griebnitzsee, einer Außenstelle des Konzentrationslagers (KZ) Sachsenhausen, steht seit gestern vor der Universitätsbibliothek in Babelsberg-Griebnitzsee. Der Verein „Freundinnen des Deutschen Sachsenhausenkomitees“ (FdDSk), das Linksbündnis „Madstop“ und der Allgemeinen Studierenden-Ausschuss (Asta) der Universität Potsdam haben sie gestern um 16.30 Uhr auf dem Universitätsgelände aufgestellt. Erinnern soll die Tafel an die Inhaftierten, die zwischen Juli 1944 und März 1945 auf dem Gelände, auf dem sich heute die Universität befindet, Zwangsarbeit verrichten mussten. Für die Tiefbaufirma „Polensky und Zöllner“ sollen etwa 100 KZ-Häftlinge auf dem damaligen Areal des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) einen mehrstöckigen Luftschutzbunker gebaut haben. Genutzt hätten diesen Bunker hauptsächlich DRK-Mitarbeiter und Bewohner der Babelsberger Umgebung, sagt Historikerin Almuth Püschel. Die Potsdamerin sei nur zufällig bei Recherchen über das Geländes des ehemaligen DRK-Präsidiums zu ihrem Buch „Zwangsarbeit in Potsdam“ auf Lieferscheine über Kohlen für das Konzentrationslager gestoßen. Später habe sie für das Projekt „Orte des Terrors“ der Technischen Universität Berlin die Geschichte des KZ weiter nachgeforscht. Bestandslisten des Lagers Sachsenhausens, Aussagen eines ehemaligen Häftlings und eine Zeitzeugin, die während des Zweiten Weltkriegs in der Villenkolonie Neu Babelsberg in „direkter Nachbarschaft zu den Häftlingen hinter Stacheldraht“ wohnte, würden den Einsatz der KZ-Häftlinge als Zwangsarbeiter belegen. Außerdem sei das Außenkommando im großen Katalog des DRK-Suchdienst in Bad Arolsen bereits 1969 erwähnt worden. Die Hochschulleitung genehmigte die Gedenktafel erst einmal als „provisorische“ Erinnerungsaufforderung. „Auf Dauer“ soll den Opfern des Nationalsozialismus aber „ein angemessenes und würdiges Gedächtnis bereitet werden“, so Barbara Eckardt von der Universität. Vera Dost von den FdDSk forderte gestern die Hochschule auf, die Tafel wirklich durch eine „dauerhafte zu ersetzen, um das Gedenken auch in Zukunft möglich zu machen.“ An der feierlichen Enthüllung der Gedenktafel nahmen gestern knapp 50 Menschen teil, darunter viele Studenten der Universität. Nils Naber von Bündnis 90/Die Grünen, legte gestern Blumen an der Tafel nieder. Für ihn „bleibt es eine wichtige Aufgabe, den Qualen der Häftlinge an den Orten des Verbrechens zu gedenken.“ Der 60. Jahrestag der Befreiung des KZ sei laut Dost das erste Mal, dass den Häftlingen des Außenkommandos Griebnitzsee gedacht worden sei. Juliane Wedemeyer

Juliane Wedemeyer

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