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Landeshauptstadt: Autistische Zwillinge mit Abitur

Reichwein-Preis 2005 gestern vergeben

Reichwein-Preis 2005 gestern vergeben Konstantin und Kornelius Keulen haben ihr Abitur mit einem Durchschnitt von 1,6 bestanden. Das Unglaubliche an dieser Nachricht ist, dass die Potsdamer Zwillinge an Autismus leiden – jener Krankheit, die ihnen die normalen Wege der Verständigung mit anderen Menschen versperrt. Damit ist es ist deutschlandweit erstmalig gelungen, Autisten zum Abitur zu führen. Die Jury des gestern vergebenen Adolf-Reichwein-Preises reagierte darauf mit einem Sonderpreis für die beteiligten Pädagogen. Die Grundschullehrerin Anke Heinrich hatte den Zwillingen durch Handführung und andere Spezialhilfen den Weg zum Schreiben geöffnet, die von Ortrud Meyhöfer geleitete Voltaire-Gesamtschule mit ihnen die letzte Etappe zur Reifeprüfung bewältigt. Konstantin und Kornelius, die kaum sprechen können, nutzen für die Kommunikation fast ausschließlich den Laptop. Nach dem Abitur wollen sie nun an der Universität Potsdam Philosophie und Geschichte studieren. Hinter ihrem sensationellen Erfolg mussten die übrigen Gewinner des zum dritten Mal verliehenen Preises etwas zurückstehen. Er wurde ihnen durch Bildungsminister Holger Rupprecht und Waisenhaus-Geschäftsführer Jürgen Pankonin als Vertreter der Stifter überreicht. Über 3000 Euro konnte sich auch die Kunstschule Potsdam freuen, die in den Sommerferien künstlerische Projekte mit deutschen, polnischen und dänischen Jugendlichen unterschiedlichster sozialer Herkunft verwirklicht. So ging es 2004 im Jugendheim „Heinrich Zille“ in Siethen um „Die Gartenlaube – Refugium im weiten Feld“. Faszinierend sind die von Strittmatter-Gymnasium Gransee, der Gesamtschule Fürstenberg und dem Förderverein der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück entwickelten Modelle, Plastiken und Informationstafeln, die für Blinde und Sehgeschädigte die grauenhaften Vorgänge im größten deutschen Frauenkonzentrationslager nacherlebbar machen. Ein Tandempreis ging für Schulpartnerschaften mit dem Senegal an die Ulrich v. Hutten-Gesamtschule Frankfurt (Oder) und das Oberstufenzentrum in Strausberg. Der mit insgesamt 15 000 Euro höchstdotierte pädagogische Preis in Brandenburg ist nach dem Pädagogen und Sozialdemokraten Adolf Reichwein benannt, der von den Nationalsozialisten 1933 aus dem akademischen Lehramt gedrängt wurde und im märkischen Tiefensee eine durch ihre ganzheitliche und freiheitliche Erziehung international bekannte Reformschule aufbaute. Im Kreisauer Kreis stand er im Widerstand gegen Hitler, wurde nach dem 20. Juli 1944 verhaftet und im Oktober hingerichtet. E.Hoh

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