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Sport: Baggern für die Zukunft

Andreas Scheuerpflug verdient an Urlaubszielen sein Geld und schlägt bei der WM in Brasilien auf

Andreas Scheuerpflug verdient an Urlaubszielen sein Geld und schlägt bei der WM in Brasilien auf Von Jan Brunzlow „So, jetzt müssen wir also nur noch eine gute WM spielen und dann geht es endlich in den lang ersehnten Urlaub.“ Copa Cabana, Mallorca, Marseille, Binz, Stavanger, Rhodos und Tegernsee sind Urlaubsziele, in denen Andreas Scheuerpflug in diesem Jahr bereits war. Doch nicht zum relaxen. Er verdiente an den Orten seinen Lebensunterhalt und baggerte für seine Zukunft. In der kommenden Woche nun schlägt der Beach-Volleyballprofi mit seinem Partner Christoph Dieckmann bei der Weltmeisterschaft in Brasilien auf, ohne Titelambitionen. Die Zweckgemeinschaft entpuppte sich in dieser Saison als Traumpaar. Sie bezwangen gleich im ersten Wettkampf der Saison das deutsche Top-Duo Dieckmann/Reckermann, auf Rhodos die Weltranglistenersten Marcio/Benjamin (Brasilien) und sicherten sich als ersten Titel der Saison die Deutsche Meisterschaft. Damit erfüllte sich für den 37-jährigen Scheuerpflug, der auch für den USV Potsdam in der Regionalliga antreten will, einer von zwei Wünschen in der Endphase seiner Beachvolleyball-Karriere. Sportliche Ziele? „Gar keine Frage“, sagt der in Potdam wohnende und gemeinsam mit Volleyballerin Martina Stoof und Tochter Mia lebende Beacher: Er will noch einmal zu den Olympischen Sommerspielen und er wollte bis dato nochmal Deutscher Meister werden. Seine Motivation für Hochleistungssport mit Ende dreißig zog Scheuerpflug aus dem Erlebnis Olympia 2000. Der gebürtige Denzlinger gewann mit Lars-Björn Freier 1994 als Erster die deutsche Beach-Volleyballmeisterschaft und gehört seitdem zu den nationalen Top-Beachern. 2000 erneut Deutscher Meister, verpatzte er mit seinem Partner Oliver Oetke den Olympiaauftritt, sie wurden 19. So kann es nicht enden, erklärt er die damaligen Gedanken und zog dennoch langsam einen Schlussstrich: es folgte die Trennung von seinem damaligen Beach-Partner Oliver Oetke. Eine Schulterverletzung, weitere mittelmäßige Ergebnisse bei internationalen Turnieren und verschiedene Auffassungen über die Intensität des Trainings ließen das Duo im letzten Jahr endgültig getrennter Wege gehen und Scheuerpflug mit seinem neuen Partner Dieckmann wieder am großen Erfolg schnuppern. Auch ein vom Deutschen Volleyball-Verband (DVV) ausgesprochenes Startverbot – das Duo Dieckmann/Scheuerpflug nahm unangemeldet an einem Showturnier in Italien teil – für ein Masters und die Deutschen Meisterschaften am Timmendorfer Strand stoppte den Höhenflug der beiden nicht. Per einstweiliger Verfügung erwirkten sie den Meisterschaftsstart und siegten sowohl juristisch als auch sportlich. In Brasilien wird es ab der kommenden Woche für Scheuerpflug ernst. An einen Titelgewinn glaubt keiner, auch nicht der Sportsoldat. 60 000 US-Dollar winken dem Siegerteam, insgesamt geht es um die Rekord- Preisgeldsumme von 400 000 US-Dollar. Geld allein treibt Dieckmann und Scheuerpflug nicht an, es sind die zu verdienenden Weltranglistenpunkte, die sie auf dem Weg nach Athen mitnehmen wollen und müssen. Allein 800 Punkte winken den Siegern, das ist das zweieinhalbfache im Vergleich zu einem Weltserienturnier. Bis Juli 2004 werden die Punkte aus den besten acht Turnieren gewertet, und nur die 24 besten Duos, jedoch maximal zwei pro Land, dürfen bei Olympia im Sand von Athen aufschlagen. Das deutsche Beach-Duo Dieckmann/Reckermann gilt von Seiten des DVV als gesetzt, der zweite Platz ist noch offen. „Unser Vorsprung ist so groß, da müsste schon was Ungewöhnliches passieren, wenn wir das Olympiaticket verpassen sollten“, so Scheuerpflug. Beispielsweise müsste ein WM-Medaillenrang für die konkurrierenden deutschen Duos Ahmann/Hager oder Klemperer/Rademacher herausspringen und Dieckmann/Scheuerpflug müssten zugleich mit null Punkten in der Vorrunde scheitern. Damit plant der Potsdamer allerdings nicht, denn „bei den Weltturnieren waren wir in dieser Saison mit einer Ausnahme stets unter den Top-Ten. Mindestens das wollen wir auch in Rio erreichen.“ Danach heißt es Urlaub machen, bevor es ins Trainingslager nach Australien geht – vier Monate.

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