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Landeshauptstadt: Bastion wird Freilicht-Kulturtreff

Spendenaufruf des Fördervereins Klinkermauer entsteht dieses Jahr – Fertigstellung 2010

Brandenburger Vorstadt – Aus der „Bastion“ am Schillerplatz wird ein Freilicht-Kulturtreff an der Havel. Dieses Ziel hat sich der Förderverein für die nächsten zwei Jahre gestellt. Noch in diesem Jahr soll die Klinker-Ummauerung wieder entstehen, informiert Ralf Simberg, stellvertretender Vorsitzender des „Fördervereins zum Wiederaufbau der Bastion am Schillerplatz“.

Nach den jetzigen Vorstellungen solle die Plattform als Aussichtspunkt, Aufenthalts- und Veranstaltungsort dienen. Der darunter befindliche Pumpenraum könnte als Teeküche und Ausstellungsraum genutzt werden. Interessierte Betreiber gebe es bereits.

Simberg zieht einen Vergleich der Bastion mit der benachbarten Moschee an der Breiten Straße. Beide Baulichkeiten seien einst zur Wasserversorgung errichtet worden. Die Moschee pumpt das Havelwasser zur Bewässerung des Parks Sanssouci auf den Ruinenberg und die Bastionspumpe ist einst zur Bewässerung der damals angelegten Rosenbeete am Schillerplatz entstanden. Hier wie da hatten die Bauherren eine mehr oder weniger zeitgemäße Hülle für die Technik schaffen lassen

Die unter Denkmalschutz stehende Baulichkeit, die der Rat der Stadt Potsdam 1989 zuschütten ließ, hat der Verein in mühseliger Kleinarbeit wieder ausgegraben und will sie originalgetreu wieder herstellen. Die Glindower Klinker, die aus dem Abriss eines alten Scheunengebäudes stammen, liegen für die Restaurierung der Mauer schon bereit. Die Firma Denkmalsanierung von Roland Schulze unterstützt das Projekt und wird laut Simberg die Bauleitung beim Wiederaufbau übernehmen. Für die Maurerarbeiten hätten sich bereits mehrere professionelle Maurer im Rentenalter gemeldet, welche die Arbeiten ausführen wollen.

„Wenn die Mauer fertig ist, wird“s erst richtig teuer“, sagt Simberg. Dann nämlich müssten die Abdeckung aus rotem Sandstein, zwei Treppen und das so genannte Albanische Gitter wieder hergestellt werden. Zu Letzterem erklärt Liane Möller: „Es handelt sich beim Albanischen Gitter um spezielle aufgemauerte Formziegel als Umrandung für die Aussichtsplattform.“ Die gelernte Bauzeichnerin hat ein maßstabsgerechtes Modell der Bastion hergestellt und so ein eindrucksvolles Bild vom Endzustand der Restaurierung geschaffen.

Möller gehört zu einer zwölfköpfigen Gruppe von „Ein-Euro-Jobbern“, die in den vergangenen sechs Monaten dem Förderverein unentgeltlich geholfen haben. „Ohne diese Unterstützung wären wir nicht so weit gekommen“, sagt Simberg. Die „Projektagentur der Gemeinnützigen Gesellschaft zur Förderung von Bildung, Kultur und Umwelt“ hat die Arbeitskräfte für die Bastion beschafft. Die Verträge laufen allerdings Ende Januar aus. „Wir hoffen, dass wir die Möglichkeit erhalten, das Vorhaben fortzusetzen“, sagt der Leiter der Geschäftsstelle Potsdam Wolfgang Schäfer. Die Anträge seien bereits gestellt. Bei der Arbeitskräftebeschaffung ist Schäfer darauf angewiesen, dass die Paga (Potsdamer Arbeitsgemeinschaft zur Grundsicherung für Arbeitssuchende) am selben Strang zieht. Das Verfahren sei kompliziert, zum Beispiel müsse die Industrie- und Handelskammer (IHK) eine „Unbedenklichkeitsbescheinigung“ ausstellen. Diese sei erforderlich, weil der Nachweis geführt werden müsse, dass die „unentgeltlichen Arbeitskräfte“ keine Konkurrenz auf dem regulären Arbeitsmarkt darstellen. Schäfer ist optimistisch, dass es wiederum gelingt, neue Arbeitskräfte zu beschaffen. Leider sei eine Anstellung lediglich für sechs Monate möglich. Und für die jetzt eingearbeiteten Leute gebe es keinen nahtlosen Übergang.

„Das sind professionelle Leute“, sagt Jürgen Rohne, der das Auslaufen der Verträge Ende Januar bedauert. Der Journalist gehört selbst zu der Arbeitsgruppe und verweist auf historische Untersuchungen, die in Zusammenarbeit mit Stadthistoriker Hartmut Knitter in den letzten Monaten entstanden sind. Sie ranken sich um die Entstehung der Siedlung am Schillerplatz, zu der die 1938 gebaute Bastion gehört. Ende Januar soll darüber eine Broschüre erscheinen.

Der Förderverein startet dieser Tage einen Flugblatt-Spendenaufruf. „Helfen Sie beim Aufbau der friedlichen Bastion am Schillerplatz!“, heißt es darin. Neben der kompletten Freilegung der baulichen Reste mit Hilfe von Ein-Euro-Jobbern und freiwilligen Helfern hat sich der Förderverein seit seiner Gründung im Mai 2005 um die Einwerbung von Spenden bemüht. Dazu zählt der Verkauf von Wein mit dem Bastion-Etikett, die Versteigerung von Gemälden und die Präsentationen am Tag des offenen Denkmals sowie zum Stadtteilfest der Brandenburger Vorstadt. Laut Simberg koste die komplette Wiedererrichtung des Denkmals mindestens 150 000 Euro.

Informationen bei der Potsdamer Wohnungsbaugenossenschaft Potsdam-West, Schillerplatz 20, 14471 Potsdam. Tel.: (0331) 971 69 90, E-Mail: wbg.potsdam@t-online.de. Spenden-Konto 3501001001, BLZ 16050000 MBS Potsdam, Verwendungszweck: Spende Bastion

Günter Schenke

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