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Landeshauptstadt: Beethoven und Bushido

Mit einem Rapworkshop im Jugendclub Alpha sollen Jugendliche auch die Klassik lieben lernen

Sechsklässler rappen und texten. Tiefe Beats aus Computerlautsprechern geben den Ton an, dazu wird gereimt und notiert. Die Beine der 12- und 13-jährigen Jungen zucken im Takt. Alle Reime werden auf ein Flipchart notiert. Viel Theorie. „Manchmal ist es anstrengend, die Jungs ruhig zu halten“, sagt Dennis Ermisch. Er ist es aber gewöhnt, cool zu bleiben: Dennis gehört zu der jungen Berliner Hip Hop-Band „Fusion Records“. Jetzt ist er Lehrer: Die Woche über soll er mit anderen im Jugendclub Alpha im Wohngebiet am Schlaatz Grundkenntnisse über Rap vermitteln – und über Klassik aufklären. Das Ziel: Mozart und Beethoven mit Hip Hop-Sounds vermischen.

Für viele junge Gäste ist das Neuland, auch für Georg, Felix und Jacobs. Tracks von Two Pac, Fifty-Cent oder Bushido beherrschen ihre Kinderzimmer. Die drei Jungs gehen in die Grundschule im Schlaatz – und finden einstimmig: „Klassische Musik ist scheiße.“ Warum genau, können sie nicht sagen. Solche diffuse Abneigung soll sich ändern.

Der einwöchige Klassik-Rap-Workshop ist in Zusammenarbeit mit der Kammerakademie entstanden und ein Projekt von vier Studenten der Fachhochschule (FH) Potsdam. „Jugendliche sollen hier nicht nur lernen, wie gerappt wird, sondern auch die Scheu vor klassischer Musik ablegen“, sagt der 22-jährige Norbert Schmidt, der an der FH Kulturarbeit studiert. In einem Land der Dichter und Denker sei es wichtig, dass Kinder den Anschluss an kulturelle Bildung nicht verlieren. „Der Schlaatz ist ein sozial schwaches Wohngebiet – viele haben hier keinen Zugang zu Kultur.“ Deshalb habe man sich für das Projekt entschieden. „Wir wollen hier Möglichkeiten zeigen, wie sie sich in ihrer Freizeit auch sinnvoll beschäftigen können“, sagt Norbert.

Und noch einen Vorteil hat das Projekt – die Technik zum Rappen steht auch nach dem Workshop weiter im Jugendclub zur Verfügung. Außerdem werden die tonalen Workshop-Ergebnisse – ein Mix aus modernen Beats, Rap und klassischer Musik der Kammerakademie – voraussichtlich am Samstag, den 16. Februar, vor einer Aufführung im Potsdamer Nikolaisaal abgespielt. Diana Krüger

Diana Krüger

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