zum Hauptinhalt

Sport: Beliebte Kontrahenten

VfL-Handballer Jan Thiele muss heute gegen die Freunde und langjährigen USV-Mitstreiter antreten

VfL-Handballer Jan Thiele muss heute gegen die Freunde und langjährigen USV-Mitstreiter antreten Wäscheständer sind in der Wohngemeinschaft Kaiser/Thiele in der Geschwister- Scholl-Straße an manchen Tagen echte Mangelware. Obwohl drei an der Zahl reichen sie oftmals doch nicht aus, um all die Sportsachen aufzunehmen, die insbesondere an Punktspielwochenenden anfallen. Da hängt dann ein kompletter Satz USV- Spielkleidung einträchtig neben Trikots und Trainingsanzügen mit dem Schriftzug „VfL Potsdam“. Fast schon ein symbolträchtiger Anblick, denn die WG beheimatet schiedlich friedlich Spieler beider Potsdamer Handballvereine. Noch vor anderthalb Jahren drehte sich auf den gemeinsamen 106 Quadratmetern alles um den Uni- sportverein, ehe ein Anruf von VfL-Präsident Holger Rupprecht der trauten sportlichen Dreisamkeit ein Ende setzte. Während Jan und Marc Thiele bekanntermaßen zu den Potsdamer Regionalliga- Handballern wechselten, wird ihr Mitbewohner Michael Kaiser wohl auf der Linksaußenposition beim USV alt werden. Durch den Wechsel der Thieles sind die Gespräche am sonnabendlichen Frühstückstisch nun von den Belangen beider Vereine geprägt. Doch seit einiger Zeit gibt es in der WG nur noch ein Thema. Nun, da Jan, der ältere der beiden Zwillingsbrüder, regelmäßig für die Regionalliga-Reserve des VfL auf Torejagd geht und dort mit seinen Treffern maßgeblich zum guten Abschneiden der Peter-Truppe beiträgt, schwebt der Spielplan der Brandenburgliga wie ein Damokles-Schwert über dem WG-Frieden. Mit jeder Woche stellte sich für die Bewohner der (Handball-)Wohngemeinschaft die Frage, ob es wohl zu jenem Aufeinandertreffen kommen würde, das für alle Beteiligten mit reichlich Kribbeln unter der Kopfhaut verbunden ist. Und spätestens seit letztem Wochenende steht es tatsächlich fest: Während Marc Thiele in der Regionalliga festgespielt ist, steht zumindest Jan heute um 16 Uhr in der Kirchsteigfeld-Schulturnhalle Lise-Meitner-Straße seinen ehemaligen Mitspielern gegenüber, zu denen das Bruderpaar nach wie vor regen Kontakt hat. Ein mulmiges Gefühl kann der Doktorand an der Potsdamer juristischen Fakultät, der inzwischen beim VfL außerhalb des Spielfeldes als angehender Team-Manager viel Verantwortung übernimmt, nicht verbergen. „Noch vor Monaten habe ich mir selbst versprochen, im Ernstfall nicht gegen die Freunde anzutreten und mir irgendetwas einfallen zu lassen. Doch inzwischen hat längst der sportliche Ehrgeiz die Oberhand wiedergewonnen“, gibt der gebürtige Hallenser zu. Die ehemaligen Kollegen sehen die bevorstehende Auseinandersetzung derweil gelassen. Gert Griebner freut sich sogar auf das Wiedersehen. „Das ist schon etwas Besonderes. Wir kennen uns so gut, dass es sicher keine großen Überraschungen geben wird“, meint der USV- Trainer. Auch für Axel Machner, den Kapitän der Uni-Handballer, mit dem die Zwillinge und ihr Mitbewohner seit fast sechs Jahren Tür an Tür wohnen, gibt es keinerlei Befindlichkeiten: „Das wird bestimmt spannend“, freut auch er sich auf den heutigen Sonnabend. Dass der Frieden in der handballverrückten WG auch über das kommende Wochenende hinaus Bestand hat, dafür sorgt übrigens dann doch Michael Kaiser, der Älteste der drei Bewohner: Er geht allem aus dem Weg und fährt über dieses Wochenende heim zu seinen Eltern. Max Pauer

Max Pauer

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false