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Sport: Bestellte Wunder

Portugals Korruptionsskandal

Portugals Korruptionsskandal Lissabon. „Es ist schwer für mich zu glauben, dass über Sieg oder Niederlage in Büros entschieden wurde", sagt Portugals Fußballstar Luis Figo, nachdem der größte Korruptions-Skandal der nationalen Kickergeschichte bekannt wurde. Figo muss gegenwärtig wie ein PR-Manager über die in acht Wochen in Portugal beginnende Europameisterschaft reden. „Die EM hat nichts damit zu tun. Es wird nur Konsequenzen für die Leute haben, die in den Bestechungsskandal verwickelt sind.“ Insgesamt 16 Personen wurden bisher unter Korruptions- und Betrugsvorwürfen verhaftet. Darunter der Präsident der nationalen Fußball-Liga, Valentim Loureiro, der Chef des nationalen Schiedsrichterkomitees, Pinto de Sousa, sowie acht weitere Unparteiische, die sich offenbar kaufen ließen. Möglicherweise ist dies erst die Spitze des Skandals, der entgegen der Beschwörungen Figos auch nicht vor der EM halt macht. Teil des Ermittlungsverfahrens sind auch Vorwürfe des Betrugs und der Geldwäsche gegen Erstligaklubs im Zusammenhang mit dem Bau der zehn EM-Stadien. Das Zentrum des Korruptionsskandals befindet sich nahe der EM-Stadt Porto in dem Vorort Gondomar. Dort herrschte bislang Valentim Loureiro, der Liga-Chef, als konservativer Bürgermeister. Und in seinem Büro, in dem sich Portugals Schiedsrichter offenbar die Klinke in die Hand gaben, soll er mit Geld manchen Sieg erleichtert haben. Etwa für den Erstligaklub Boavista, dessen Heimat das Bessa-Stadion in Porto ist. Der Präsident Boavistas, Joao Loureiro, ist zufällig der Sohn des umtriebigen Ligabosses. Bei den Heimspielen Boavistas fielen in der Vergangenheit auffällig oft Tore, die durch umstrittene Schiedsrichterpfiffe begünstigt wurden. Weswegen die Gegner nach ihren Niederlagen Korruption witterten. Ähnliche Fußballwunder häuften sich beim Zweitligaverein Gondomar SC, in dem über Strohmänner ebenfalls Ligachef Loureiro das Sagen hat. Ein Ex-Schiedsrichter bekräftigte gestern, dass Bestechungsversuche nicht selten seien. Vereinsfunktionäre hätten angerufen und gebeten, „die Sache für die Gastmannschaft zu erleichtern“. Ralph Schulze

Ralph Schulze

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