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Sport: Bewertung je nach Sichtweise

FFC Turbine gewann glanzlos und gefahrlos 6:0 gegen Schlusslicht Brauweiler

Im Rahmen des Bundesligaspiels zwischen dem 1. FFC Turbine Potsdam und dem FFC Brauweiler Pulheim fand eine Zuschauerbefragung statt. Der Deutsche Fußball Bund (DFB) möchte in Kooperation mit der Ruhr-Universität-Bochum Erkenntnisse zur Steigerung der Attraktivität des Frauenfußballs gewinnen. Ob die Begegnung am Sonntag den Potsdamer Zuschauern einen attraktiven Vormittag bescherte wurde nicht empirisch erhoben, dies hing aber auch mit der Sichtweise zusammen: Für die nur auf die Bilanz schielenden Besucher war das 6:0 (3:0) freudig mit drei Punkten verbunden. Jene Zuschauer unter den 1026, die die Attraktivität eines Spiel unter ästhetischen Gesichtspunkten bewerten, hätten das spielerisch nur selten flüssige Spiel des Turbine-Teams eher mäßig benotet.

„Das einzige was zählt ist das Ergebnis, aber insgesamt war das nicht das, was wir wollten und auch können“, bezog Turbine-Trainer Bernd Schröder beide Bewertungskriterien in seine Bilanz des höchsten Saisonsieges ein. „Da war viel Leerlauf in unserem Spiel. Wir haben noch viel Luft nach oben“, hatte der Coach allen Grund zur Kritik. Aferdita Podvorica sagte: „Das war eine schlechte Leistung. Unser Passspiel hat nicht richtig geklappt. Wir hätten unser Spiel besser durchziehen müssen.“

Man muss dem jungen Turbine-Team (Durchschnittsalter der Feldspielerinnen beim Anpfiff: 20,3 Jahre) allerdings zugute halten, dass die technisch limitierten Gegnerinnen sehr destruktiv agierten. Die Beobachter im Karl-Liebknecht-Stadion verwunderte nicht, dass Brauweiler punktlos das Schlusslicht der Liga bildet.

Nach zwölf Minuten traf Anja Mittag das erste Mal nachdem eine Eingabe der guten Aferdita Podvorica von Brauweilers Reserve-Keeperin Anna Randerath zu kurz abgewehrt wurde und Mittag abstaubte. Nach einem Eckball Anja Mittags herrschte in der Gästedefensive Konfusion und diese nutze Aferdita Podvorica zum 2:0 (26.). Kurz vor der Pause traf Anja Mittag noch mit einem schönen Linksschuss aus 16 Metern (43.).

Potsdam war bestimmend, zu oft war das Angriffsspiel allerdings statisch und ausrechenbar. Im zweiten Durchgang ging das Spiel auf ein Tor weiter, Nadine Angerer im Potsdamer Gehäuse verlebte einen geruhsamen Vormittag. Nur zwei Minuten nach Wiederbeginn war die engagierte Aferdita Kameraj mit einem Schlenzer von der linken Strafraumgrenze ins lange Eck erfolgreich. Potsdam drängte weiter und hatte dann zwei tolle Minuten: Erst staubte Isabel Kerschowski nach einem Lattenschuss von Conny Pohlers per Kopf ab (85.). Dann traf Aferdita Kameraj mit einem Flachschuss aus halblinker Nahdistanz (86.).

Conny Pohlers wurde in der 65. Minute gemeinsam mit der ebenfalls abwandernden Navina Omilade eingewechselt und war sehr eifrig. „Ich bin froh über jede Minute, die ich spiele. Ich hoffe, dass ich noch Chancen bekomme“, meinte sie auch im Hinblick auf die benötigte Spielpraxis für die WM. Ihre eigene aktuelle Situation, über die Trainer und Spielerin nicht miteinander sprechen, bezeichnete sie als „tragisch“.

FFC Turbine: Angerer; Kuznik (65. Omilade), Schlanke, Peter, Kameraj; Draws, Zietz, Schiewe; Podvorica (46. I. Kerschowski), Mittag, Schmidt (65. Pohlers).

Benjamin Unger

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