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Landeshauptstadt: Bis 2010 keine Umweltzone in Potsdam

Dekra: 7000 Plaketten für Berlin vergeben / Stadtverordnete sollen ab März Luftreinhalteplan beraten

7000 Feinstaubplaketten – so viele Aufkleber hat die Dekra schon ausgegeben, seitdem bekannt ist, dass Berlin eine Umweltzone bekommt. Im Zentrum der Hauptstadt dürfen seit Anfang des Jahres nur noch Autos fahren, die nicht zu viele Rußpartikel ausstoßen – und deswegen eine grüne Plakette tragen dürfen. „Der Ansturm ist ungebrochen, täglich kommen bis zu 200 Leute“, sagte gestern Potsdams Dekra-Niederlassungsleiter Dirk Benndorf. So habe es vergangene Woche bereits einen Engpass gegeben, der aber inzwischen behoben sei.

Unterdessen bereitet die Stadtverwaltung die Diskussion zum inzwischen vorliegenden Luftreinhalteplan vor, die von den Stadtverordneten im Frühjahr geführt werden soll. Das Landesumweltamt hat den Plan mit Hilfe von Experten erstellt. Umweltbeigeordnete Elona Müller stellte gestern klar, dass es dabei für die Verwaltung keine Pleite wie bei dem abgelehnten Umwelt- und Verkehrs-Projekt „Stautest in der Zeppelinstraße“ geben solle, wenn der Luft-Aktionsplan im März im Stadtparlament eingebracht wird: „Da die in dem Plan vorgeschlagenen Maßnahmen allen Potsdamern dienen, bin ich zuversichtlich, eine sachliche Diskussion führen zu können.“ In Potsdam gab es wiederholt mehr Feinstaub als erlaubt – wird dagegen nichts unternommen, können Bürger vor Gericht ziehen. Feinstaub-Partikel gelten als krebserregend.

Der Entwurf gegen den Staub sieht mehrere Szenarien vor, um die Feinstaubbelastung in Potsdam zu reduzieren. „Eine Umweltzone ist darin nur geplant, wenn wir den Feinstaub nicht mit anderen Maßnahmen bekämpfen können“, sagte Müller. Diese Zone könnte frühestens ab 2010 eingeführt werden, wird dann aber laut Luftreinhalteplan gleich für das gesamte Stadtgebiet erwogen – und würde dennoch vermutlich nicht mehr allzu viele Fahrzeuge betreffen.

Denn nach tausenden ausgegebenen Plaketten kann Benndorf von der Dekra mit Hilfe der Statistik sagen, dass von einer Umweltzone in der Landeshauptstadt nur rund 15 Prozent aller Potsdamer Fahrzeuge betroffen wären: Zehn Prozent hätten die gelbe Plakette bekommen, nur fünf Prozent die rote. Rot gibt es für ältere Fahrzeuge, die keinen Katalysator haben, Gelb zum Beispiel für Diesel-Autos ohne Rußpartikelfilter. Keine Plakette gibt es für Autos, die noch mehr Feinstaub absondern: Sie dürfen schon jetzt nicht mehr in der Umweltzone von Berlin fahren. Ab 2010 dürfen dort dann nur noch Wagen mit grünen Plaketten fahren – ein Szenario, das nach einer Übergangszeit auch Potsdam betreffen könnte.

Aber zunächst sollen laut Luftreinhalteplan andere Maßnahmen versucht werden: Die Leipziger Straße wird nur noch stadteinwärts befahrbar sein, Autos nach Michendorf müssen über den Brauhausberg. Ebenso sollen an vielen Stellen wie etwa an der Breiten Straße oder der Kurfürstenstraße die Ampeln so geschaltet werden, das sie den Verkehr stärker „verflüssigen“: Experten sehen das dauernde An- und Abfahren von Fahrzeugen im Stadtverkehr als einen Grund für hohe Feinstaubwerte. Ebenso soll Verkehr zukünftig „dosiert“ werden: Ampeln sollen Autos aufhalten, um nur noch eine begrenzte Fahrzeugzahl in Potsdam fahren zu lassen. Solche Maßnahmen werden in der Zeppelinstraße und auf der Nuthestraße erwogen. Ebenso bringt der Luftreinhalteplan die auf Eis liegende „Havelspange“ wieder ins Spiel – eine direkte Verbindung zwischen Zeppelinstraße und Michendorfer Chaussee zur Entlastung der Innenstadt. Zudem setzen die Verkehrsplaner auf die stetige Verbesserung der Umwelttechnik in Autos.

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