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Landeshauptstadt: Bodenlose Freiheit

Brandenburgs größter Kletterpark eröffnet / 20 000 Besucher erwartet

Teltower Vorstadt - Der Aufbau war ein Drahtseilakt: Nach fünf Jahren Planung, fünf Vogel- und einem Fledermausgutachten, Ultraschallmessungen an den Bäumen und vier Monaten Bauzeit ist gestern der Kletterpark am Telegraphenberg in Potsdam eröffnet worden. Insgesamt 650 000 Euro, darunter Fördermittel des Landes Brandenburg, sind in dem Landschaftsschutzgebiet verbaut worden. Nun rechnen die Betreiber mit 20 000 Besuchern – im ersten Jahr.

Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs sieht das neue Angebot als „Bereicherung für die Stadt“. Es gebe „bisweilen zu wenige Möglichkeiten, sich selbst auszuprobieren“, sagte Jakobs. Die sieben Kletterparcours würden eine Alternative zu den von der Schlösserstiftung gepflegten Parks darstellen. Dort sollte tunlichst vermieden werden, was jetzt im Waldgebiet direkt vor der Tür des Brandenburger Umweltministers möglich ist. Dieter Hütte, Geschäftsführer der Tourismus Mark Brandenburg GmbH, bezeichnete den neuen Park als größten Kletterwald in Berlin und Brandenburg. Hochseilgärten haben seit Monaten Konjunktur in Deutschland: Allein in Brandenburg gibt es inzwischen vier solcher Kletterangebote.

Wert auf den Schutz der Natur legt Mauro Buttler, Geschäftführer der Park betreibenden Tree Event GmbH, trotz der Kletteranlagen an den Stämmen. Die Bäume seien das Kapital für den Erfolg des Unternehmens, sagt der 35-jährige Outdoor-Spezialist. Alle Bäume seien auf Standfestigkeit und Pilzbefall untersucht worden, das Laufen im Park soll nur auf Stegen erlaubt werden, damit der Boden nicht verdichtet und Wurzeln der Bäume geschädigt werden. Insgesamt 115 Kletterelemente des Parks sind nun an 80 Buchen angebracht, die höchsten und schwierigsten in zwölf Metern Höhe. Ein komplett umlaufenden Sicherungssystem, der Expoglider, soll eine „bodenlose Freiheit“ garantieren.

Das Sicherheitsdenken von Buttler resultiert auch aus Unfällen der vergangenen Jahre. Denn lange gab es weder gesetzliche Bestimmungen noch verpflichtende Ausbildungen für Trainer in den Parks. Erst Ende vergangenen Jahres hat sich eine internationale Vereinigung der Hochseil-Abenteuerparks gegründet, die sich zu entsprechenden Normen verpflichtet. Der Potsdamer Kletterpark erfülle diese Standards, so Buttler.Auch die Europäische Norm für Hochseilgärten. In Österreich geht man dabei inzwischen einen Schritt weiter. Nach dem Absturz eines 50-Jährigen vor sechs Monaten sollen Park-Standards nun gesetzlich geregelt werden.

Sechs Mitarbeiter des Kletterpakrs werden laut Buttler jeden Tag auf der Anlage sein, um Einweisungen zu geben und die Kletterer abzusichern. Denn Gründe für einen vorzeitigen Abstieg aus den Höhen ist meistens ein Drang, auf die Toilette zu müssen. Bis zu einer Stunde können die Nutzer der Anlage ohne Unterbrechung von Baum zu Baum klettern, erst dann wäre jedes Element einmal ausprobiert, sagte Buttler. Dafür verlangt er für eine Zweistundenkarte 17 Euro, Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre zahlen 11 Euro.

Trotz der Preise gebe es bereits 40 Anmeldungen von Schulklassen, sagt Buttler. Auch Anfragen für Geburtstagsfeiern kämen stündlich. „Der Ansturm ist kaum zu bewältigen“, so Buttler. Die Stadt wolle das Angebot finanziell nicht unterstützen, jedoch auf Messen und in Broschüren aktiv bewerben. Sogar in die Beschilderung der Stadt werde der Kletterpark aufgenommen, sagte Jakobs gestern.

Kletterpark im Internet

www.abenteuerpark.de

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