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Sport: Boote, die es eigentlich nicht gibt

Auf und an der Havel sind heute gesteuerte Zweiercanadier und ein Beton-Kanu zu erleben

Auf und an der Havel sind heute gesteuerte Zweiercanadier und ein Beton-Kanu zu erleben Von Michael Meyer Eigentlich gibt es das Boot gar nicht mehr. Aus dem Trubel der Wasserspiele des Kanu-Clubs Potsdam, die heute ab 14 Uhr zu viel Kurzweil ans Havelufer hinter dem art“otel zu ihrer mittlerweile neunten Auflage einladen, sind sie aber nicht mehr wegzudenken – die gesteuerten Zweiercanadier. Seit drei Jahren bestreiten Potsdamer Wirte und Kellnerinnen in ihnen ihre „Schlacht der Gastronomen“. Viele von ihnen bunt kostümiert, alle mit sichtlich großem Spaß. Die Idee zu den Rennen in Zweiercanadiern mit Steuermann kam Jürgen Eschert vor einigen Jahren. „In einem alten Buch von 1920 entdeckte ich ein Foto mit einem solchen Boot und dachte mir: Das wäre doch was!“, erinnert sich der Org.- Chef der Wasserspiele und Vorsitzende des KC-Fördervereins, der auch Historisches in Erfahrung brachte: „Damals in den zwanziger Jahren wurden die Rennen noch in den typischen Wandercanadiern gefahren, und weil es noch keine Motorboote gab, saß der Trainer bei den Übungsfahrten mit hinten im Boot, gab seine Anweisungen und steuerte zugleich.“ Nun sind diese Canadier also wieder auf der Havel zu erleben, und heute sitzen nicht nur Gastronomen in den kleinen Booten. Zum Auftakt ermitteln im Rennen der brandenburgischen Schulen Sechstklässler ihre beste Mannschaft. Die wird am 3. Oktober – wenn Potsdam Schauplatz der zentralen Feierlichkeiten zum „Tag der Deutschen Einheit“ ist – während des dann erstmals stattfindenden Potsdamer Kanalsprints auf dem wiederhergestellten Teilstück des Stadtkanals gegen die Vertreter der anderen deutschen Bundesländer antreten. Vielleicht holt sich der eine oder andere Schüler heute auch Tipps von schon erfolgreichen Potsdamer Kanuten. Während die Elite bei den Weltmeisterschaften in Zagreb um Edelmetall paddelt, werden die jüngeren KC-Athleten alle heute hinter dem art“otel im Einsatz sein. Sie werden in den Rennen der Zehner- und Zwanziger-Mannschaftscanadier – von denen gibt es bislang nur vier in Europa – als Steuermänner und -frauen fungieren. Oder sie gehören an anderer Stelle zu den 75 ehrenamtlichen Helfern, die unentbehrlich sind, um eine Mammutveranstaltung wie die von den PNN präsentierten Wasserspiele auch funktionieren zu lassen. Auch ein anderes Boot, das es ansonsten gar nicht gibt, wird heute am Havelufer zu sehen sein: Ein Beton-Kanu der Bautechnischen Universität Cottbus, das KC-Sponsor O2 ausstellt. Dass derartige Boote durchaus schwimmen und sogar Wettfahrten bestreiten können, zeigen seit 1986 alle paar Jahre die vom Deutschen Verband der Zementindustrie veranstalteten Betonkanu-Regatten. Kürzlich erlebte Heidelberg die zehnte Auflage dieses Wettstreits, und Tommy Jeschull und Chrstian Kopplow von der Fachhochschule Potsdam belegten mit ihrem „Bitonka“ Platz zwei. Im Juni 2002 gastierte die 9. Betonkanu-Regatta in Potsdam, wo rund 750 Studentinnen und Studenten aus 38 Universitäten bzw. Fachhochschulen der gesamten Bundesrepublik, der Schweiz, Österreich und Frankreich auf der Alten Fahrt vor tausenden Zuschauern ihre selbst gebauten Boote präsentierten. Jürgen Eschert paddelte damals im Rahmenprogramm begeistert mit, und wer den umtriebigen Kanu-„Macher“ kennt, schließt nicht aus, dass eines Tages vielleicht auch Betonboote bei den Wasserspielen auf der Havel wetteifern

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