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Landeshauptstadt: Caritas schwebte in den Nachthimmel

Mit der Aufstellung der vergoldeten Skulptur ist das Waisenhaus wieder komplett

Mit der Aufstellung der vergoldeten Skulptur ist das Waisenhaus wieder komplett Innenstadt - Posaunentöne der Turmbläser und Salutschüsse der Langen Kerls begleiteten gestern Abend die Luftfahrt der Caritas, die vom Hof des Waisenhauses am Kranarm in den Nachthimmel schwebte. Auf der Kuppel des Monopteros wurde die neun Zentner schwere Skulptur von Monturen erwartet, die sie in 45 Meter Höhe auf der Grundplatte verschraubten. Die Spezialisten der sächsischen „Fa. Fuchs + Girke“, die die kriegszerstörte Caritas nachgefertigt und vergoldet hatten, ließen es sich nicht nehmen, die Göttin selbst wieder auf ihren Stammplatz zu bringen. Auch dabei leisteten sie Präzisionsarbeit: Nach nur gut 20 Minuten blickte die Skulptur fest verankert vom angestrahlten Monopteros auf die Stadt. Zuvor hatte der leitende Architekt, Olaf Gibbins, die Etappen des Wiederaufbaus erläutert. Hunderte Potsdamer verfolgten bei Bratwurst und Glühwein die von der Waisenhaus-Stiftung meisterhaft inszenierte abendliche Show und geizten nicht mit Beifall. In der ersten Reihe standen ehemalige Zöglinge des Waisenhauses, von denen noch etwa 200 leben. Nahezu die Hälfte von ihnen hatte es sich nicht nehmen lassen, zur Aufstellung der Caritas nach Potsdam zu kommen. Auch Walter Blesse nicht, der 1945 zu den letzten Schülern gehört hatte. Der 78-jährige nahm dafür den weiten Flug aus Australien auf sich, wo er es als Meisterkoch zu Ansehen und Wohlstand gebracht hat. Für die „Ehemaligen“ war der Wiederaufbau des Monopteros, zu dem sie mit 100 000 Euro beigetragen haben, ein von Außenstehenden kaum nachzuvollziehender Lebenshöhepunkt. Das hatte auf dem vorausgegangenen Festakt der Vorsitzende ihrer Kameradschaft, Ernst Menzel, verdeutlicht. Bei aller Härte der Erziehung habe das Waisenhaus stets unter dem Zeichen der Barmherzigkeit gestanden. Deshalb bedeute für die früheren Schüler die Wiederaufstellung der Caritas weit mehr als die Komplettierung des architektonischen Bildes. Menzel dankte dem Stiftungsratsvorsitzenden Andreas Hilliger und Geschäftsführer Jürgen Pankonin für die konsequente Verwirklichung des Projektes und überreichte unter anderem eine Spende von 1000 Euro. Von diesem Geld sollen Waisenkinder aus den von der Stiftung betriebenen Heimen zu Weihnachten beschert werden. Das wird am 24. Dezember geschehen, wenn das Waisenhaus in der landesweiten Aktion „lebender Adventskalender“ seine Türen öffnet. In Grußansprachen würdigten Ministerpräsident Matthias Platzeck und Oberbürgermeister Jann Jakobs die Bemühungen der Stiftung, benachteiligten Kindern und Jugendlichen Halt zu geben und die Chance für ein Berufsleben zu eröffnen. Mit dem Wiederaufbau des Monopteros sei es gelungen, ein verlorenes Wahrzeichen Potsdams wiederzugewinnen.

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