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Landeshauptstadt: Das Parlament gehört in keine Bruchbude Wieland Niekisch über die Stadtschloss-Chancen

Sehen Sie noch eine Chance, das Potsdamer Stadtschloss aufzubauen? Ja, sogar eine gute.

Sehen Sie noch eine Chance, das Potsdamer Stadtschloss aufzubauen? Ja, sogar eine gute. Wenn man die Standortvarianten für das neue Parlamentsgebäude gründlich abwägt, wäre es ein Frevel, nicht in die Stadtmitte zu gehen. Die Sanierung und Erweiterung der maroden Kriegsschule auf dem Brauhausberg kostet im Grunde genau so viel wie der Neubau eines Landtages – in Gestalt des Schlosses, aber ohne historische Fassade – auf dem Alten Markt. Nach dem Kostenvergleich von Finanzminister Rainer Speer stehen rund 80 Millionen Euro für den Brauhausberg etwa 90 Millionen Euro für den Alten Markt gegenüber. Beim wichtigsten Bau einer Demokratie sollte man nicht um 10 Millionen Euro feilschen, zumal man die Zahlen teilweise anzweifeln kann: Die Sanierungskosten für den Brauhausberg sind Ende der 90er Jahre das letzte Mal ermittelt worden. Der Sanierungsstau ist also weitergegangen. Und bei der Rekonstruktion von Denkmalen gibt es immer ein Kostenrisiko von rund 10 Prozent. Wie auch immer: Ein neuer Landtag – hier wie dort – kostet rund 90 Millionen Euro. Sie hegen den Verdacht, Speer wolle den Landtag auf dem Alten Markt verhindern? Finanzminister Rainer Speer, seit Jahren SPD-Kreisvorsitzender, hat Vorurteile gegen den Standort Alter Markt: Ich erinnere daran, wie er im Oberbürgermeisterwahlkampf dem SPD-Kandidaten Jann Jakobs mit der Äußerung in den Rücken fiel: Landtag im Stadtschloss ist Schnulli. Heute versucht er es mit Zahlen. Sie sehen das Land in der Pflicht? Es geht darum, Potsdams alte Silhouette zu heilen. Stadtkanal und Garnisonkirche entstehen wieder – jeweils durch Engagement der Stadt und von privaten Investoren. Am Alten Markt ist jetzt auch einmal das Land gefragt. Inzwischen ist nur von einem Neubau auf dem Alten Markt die Rede, nicht mehr vom Schloss. Der Finanzminister spricht von einer Fassade aus „Glas, Stahl und Beton“. Droht womöglich eine neue Bausünde? Das darf nicht passieren. Wie solche modernen Zweckbauten aus Glas, Beton und Stahl aussehen, kann man am Potsdam-Center besichtigen. Ich bin mir sicher: Wenn sich der Landtag für den Alten Markt entscheidet, werden sich Vereine, Wirtschaft, Mäzene finden, die die rund 14 Millionen Euro Spenden für die historische Fassade sammeln werden. Es ist auch genügend Zeit, da das Parlamentsgebäude erst 2011 fertig sein soll. Kann Brandenburg sich in diesen Zeiten knapper Kassen überhaupt ein neues Parlamentsgebäude leisten? Brandenburgs Volksvertreter haben damit so lange gewartet, bis das Provisorium auf dem Brauhausberg fast zusammenbricht. Ob Landesregierung oder Kreisverwaltungen – alle haben sich inzwischen Neubauten geleistet. Das Parlament braucht als Vertretung der Bürger einen würdigen Sitz, es darf sich nicht in einer Bruchbude verstecken. Die Fragen stellte Thorsten Metzner Der Potsdamer Wieland Niekisch ist kultur- und wissenschaftspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion. Als Kreischef engagiert er sich seit einem Jahrzehnt für das Stadtschloss.

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