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Landeshauptstadt: „Das Stimmungsbild wird sich ändern“

Vor fünf Jahren haben die Bahnhofspassagen eröffnet – Centermanager Sevekt Demir zieht Bilanz

Vor fünf Jahren haben die Bahnhofspassagen eröffnet – Centermanager Sevekt Demir zieht Bilanz Die Bahnhofspassagen werden am Wochenende fünf Jahre alt. Noch immer gelten für die Shopping-Mall Beschränkungen, die kleine Läden verbieten. Wie sehr tut das dem Center weh? Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, es tut nicht weh. Wer die Mall hinunter geht, dem bleibt ein gewisser Leerstand nicht verborgen. Es fehlt der gesunde Branchenmix. Nicht erlaubt sind Textilien, Schuhe, Parfümerie und Juwelier. Das sind genau die Händler, die ein Shoppingcenter ausmachen. Jedes gute Center hat beispielsweise einen Textil-Anteil von 30 bis 40 Prozent. Die Sortimentsbeschränkung im Bebauungsplan des Potsdam-Centers, dessen Teil die Bahnhofspassagen sind, wurde aufgelegt, um eine Verödung der Potsdamer Innenstadt zu verhindern und die Ansiedlung des Karstadt-Kaufhauses in der Brandenburger Straße zu sichern. Was bedeutet es für Sie, wenn Karstadt nun Ostern 2005 eröffnet? Wir hoffen, dass Karstadt kommt, erfolgreich ist und die Innenstadt-Händler davon profitieren. Wir sehen uns keinesfalls als Konkurrenz zu Karstadt. Und wir hoffen, dass unsere Sortimentsbeschränkung irgendwann nach der Markteinführung Karstadts aufgehoben wird. Die Situation heute ist eine andere als vor fünf Jahren. Die Beschränkung bei uns hat sich nicht positiv auf die Innenstadt ausgewirkt – der City geht es eher schlechter als besser, die Kaufkraft hat sich auf die grüne Wiese, nach Berlin und auch ins Stern-Center verlagert. Ihr Ziel ist es, wenn Karstadt sich nach einem halben Jahr etabliert hat, die Aufhebung der Sortimentsbeschränkung für Anfang 2006 zu erwirken? Unser Ziel wäre es, dass die Beschränkung sofort aufgehoben wird. Aber das ist kurzfristig nicht realisierbar. Doch wenn Karstadt eröffnet hat, wird es öffentlich und politisch kaum mehr nachzuvollziehen sein, warum unser Sortiment beschränkt ist. Dann wird sich auch das politische Stimmungsbild ändern. Wie viel Leerstand haben Sie denn? Die Regelung gilt für die Baufelder 9 bis 12 (den Teil des Centers, der nicht zur „Spange“ über den Bahngleisen gehört, d. Red.), dort könnten wir zehn bis 15 Einzelhändler unterbringen. Gibt es denn Interessenten? Unsere Zentrale, die mehrere Center betreibt, hat Kontakt zu den großen Filialisten. Die wissen aber natürlich um die Beschränkungen. Aber man darf nicht vergessen, dass die Bahnhofspassagen vor ihrer Eröffnung komplett vermietet waren. Die Mietverträge konnten aufgrund der Sortimentsbeschränkung nicht verwirklicht werden. Wir sind der beste Standort in Potsdam, wir haben eine sehr gute Anbindung an den Nahverkehr, sind auch zu Fuß und mit dem Auto gut zu erreichen. Wir haben 1400 Parkplätze und mit täglich 50 000 „Personen im Objekt“ die höchste Besucherfrequenz in Potsdam. Ist es denn für Sie nicht langsam schwierig, den Leerstand auszugleichen? Er macht glücklicherweise von der Gesamtfläche nicht so viel aus: Von 31 000 Quadratmetern Verkaufsfläche sind 3500 Quadratmeter nicht vermietet – die Fläche wirkt allein wegen der langen Schaufensterfronten größer. Mit der Fitness Company, dem Makro Markt und Kaufland haben wir drei Groß-Mieter. Das UCI-Kino ist mit 2200 Plätzen das größte Multiplex in der Region. Aber es fehlt eben der kleinteilige Einzelhandel. Doch dem Center geht es nicht schlecht, es ist nicht notleidend. Gibt es denn in den Bahnhofspassagen wie an vielen anderen Hauptbahnhöfen Probleme mit Kriminalität, mit Jugendlichen, die hier „abhängen“? Nein, damit haben wir keine Probleme. Der Bundesgrenzschutz ist Mieter bei uns, und draußen haben wir die Videoüberwachung. Ich will nicht sagen, dass wir das Fort Knox von Potsdam sind, aber es geht in diese Richtung. Und das hat sich bei den gewaltbereiten Jugendlichen wohl auch herumgesprochen. Aber wir wollen niemanden ausgrenzen, wir wollen auch die Jugendlichen in unserem Haus haben. Sie haben auch die Zahl Ihrer speziellen Aktionswochen gesteigert? Ja. Wir machen dieses Jahr 30 eigene, dazu kommen zehn weitere, die von Unternehmen und Institutionen veranstaltet werden. Und ihre Geburtstagsfeier am morgigen Freitag und am Sonnabend wird die größte Aktion des Jahres? Dafür haben wir uns besonders viel Mühe gegeben. Nie war es so einfach, eine Reise nach Las Vegas zu gewinnen: Jeder Besucher kann kostenlos am Roulettetisch der Berliner Spielbank sein Glück versuchen. Außerdem treten viele Stars auf, am Sonnabend sind alle Geschäfte bis 24 Uhr geöffnet und an beiden Tagen gibt es stündlich eine Fahrt mit einer Stretch-Limousine zu gewinnen.Interview: Sabine Schicketanz

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