zum Hauptinhalt
Olaf Hölzel und Bärbel Lay geben ihren DDR-Laden in der Lindenstraße auf.

© Andreas Klaer

DDR-Laden in Potsdam schließt: Schluss mit Badusan und Tempolinsen

Nach knapp drei Jahren schließt das Ostalgie-Geschäft mit Café in der Potsdamer Innenstadt – die Kunden blieben zuletzt aus. Die Betreiber ziehen Richtung Ostsee.

Am Montag wird das grüne Ampelmännchen in der Lindenstraße in der Potsdamer Innenstadt zum letzten Mal potenzielle Kunden begrüßen. Badusan, Tempolinsen, Plastikeierbecher in Form eines Huhns, Tubenaufroller, Kinderbücher und andere Produkte aus der DDR kann man danach nicht mehr kaufen.

Die Regale sind bereits ausgedünnt, über allen steht ein Rabatt-Schild, die Eismaschine wartet auf bessere Zeiten. Bärbel Lay und Olaf Hölzel, die Inhaber des Geschäftes, das Erinnerungen wecken und Freude bereiten sollte, geben auf. Sie hatten große Pläne mit dem liebevoll eingerichteten Laden und dem dazugehörigen Nostalgiecafè, in dem man neben Kaltem Hund auch Soljanka essen konnte.

Bei ihrem Start im September 2020 lief es auch wirklich gut. Vier Mitarbeiter hatten sie eingestellt. Nicht nur die Potsdamer, auch viele Touristen kamen zielgerichtet in den Laden. Im Café auf der Empore schwelgten viele in Erinnerungen. „Wir dachten, das könnte hier eine Goldgrube werden“, erinnert sich Lay.

Am Montag (27. März) hat der Laden zum letzten Mal geöffnet.
Am Montag (27. März) hat der Laden zum letzten Mal geöffnet.

© Andreas Klaer

Den ersten Rückschlag musste das Paar hinnehmen, als Ende 2020 die Coronabestimmungen zuerst das Schließen von Gastronomiebetrieben und später das von Einzelhandelsgeschäften verlangten. Da erging es ihnen wie allen anderen Kollegen auch.

Als im Sommer danach das Interesse der Kunden wieder richtig anstieg – man wollte wieder raus, einkaufen, Kaffee und Kuchen außerhalb genießen – schöpften die beiden Hoffnung. Die Umsätze stiegen Stück für Stück. Das blieb so bis zum März 2022. Der Kriegsbeginn in der Ukraine, die Energiekrise, die Inflation – die Kunden blieben weg. Lay und Hölzel mussten erkennen, dass die Menschen ihr Geld für andere, lebensnotwendige Dinge ausgeben und Touristen ohne Mitbringsel wieder nach Hause fahren. Bis zu 70 Prozent Umsatzeinbuße standen zu Buche.

Das Kapitel Potsdam hat uns graue Haare beschert. Wir haben aber auch viel gelernt.

Bärbel Lay und Olaf Hölzel, Inhaber des Ostalgiegeschäfts

Die Händler haben es sich nicht leicht gemacht. Von ihrer Idee, mit den Ostprodukten, die alle wieder hergestellt werden, Menschen Freude zu machen, sind sie nach wie vor überzeugt. Das Café schlossen sie zuerst. Und nun beenden die beiden das Kapitel ganz und gar. „Bei der endgültigen Entscheidung kam uns entgegen“, so Lay, „dass unser dreijähriger Mietvertrag jetzt ausläuft.“ Mit einer vielleicht noch höheren Miete in eine ungewisse Zeit zu gehen, das unternehmerische Risiko wollen sie nicht eingehen.

Lay und Hölzel verlassen Potsdam ganz und gar und wagen in Ribnitz-Damgarten an der Ostsee einen Neuanfang. „Das Kapitel Potsdam hat uns graue Haare beschert. Wir haben aber auch viel gelernt“, bekennen die beiden.

Mit einem mobilen Café wollen sie an der Ostseeküste auf Märkten und Festen künftig ihr Geld verdienen. Von den ehemaligen DDR-Produkten sind sie noch immer überzeugt. An denen habe es nicht gelegen. Deshalb werden sie sie im Norden weiterhin anbieten. Und die Eismaschine kommt auch mit.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false