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Landeshauptstadt: Defizite am Schlaatz bestehen weiter Kiezbefragung: Es fehlen die sozialen Kontakte Konferenz im Bürgerhaus

Am Schlaatz – Die Situation im Wohngebiet am Schlaatz hat sich seit 2002 zwar stabilisiert, doch nach wie vor es ein „Problemgebiet“. So könnte das Ergebnis einer Kiezbefragung des Vereins „Soziale Stadt“, das am Dienstag auf einer Fachtagung im Bürgerhaus vorgestellt wurde, zusammengefasst werden.

Am Schlaatz – Die Situation im Wohngebiet am Schlaatz hat sich seit 2002 zwar stabilisiert, doch nach wie vor es ein „Problemgebiet“. So könnte das Ergebnis einer Kiezbefragung des Vereins „Soziale Stadt“, das am Dienstag auf einer Fachtagung im Bürgerhaus vorgestellt wurde, zusammengefasst werden.

Nachdem es nach der Wende eine Abwanderungswelle gab, nimmt die Bewohnerzahl seit fünf Jahren wieder zu. Die kommunale Gesellschaft ProPotsdam, die hier 8500 Wohnungen besitzt, vermeldet einen Leerstand von einem Prozent. Ein- und Zweizimmerwohnungen seien nicht zu haben, lediglich bei Vierraumwohnungen sei mitunter eine frei.

Fühlen sich die Bewohner hier wohl? Friedrich Reinsch vom Haus der Generationen und Kulturen hebt hervor, dass fast neunzig Prozent der befragten Schlaatzer gesagt hätten, dass sie gern hier lebten. Allerdings bedeute das nicht, dass sie mit allem zufrieden sind. Die Bewohnerschaft ist zu 85 Prozent nach der Wende „ausgetauscht“ worden. Das heißt, pro Aufgang gibt es nur noch ein bis zwei Alt-Schlaatzer. Das Problem dabei: Zwischen alten und neuen Mietern gibt es kaum nachbarschaftliche Kontakte. Noch schwieriger seien diese zwischen Deutschen und Ausländern sowie zwischen Ausländern verschiedener Nationen. Reinsch spricht von einem „multi-ethnischen Stadtteil“, der einmalig in Deutschland sei. 21 bis 23 Prozent der hier lebenden Menschen hätten einen „Migrantenhintergrund“.

„Wir gehen Klinken putzen“, so die Akteure der Kiezbefragung. Insgesamt haben sie 178 Interviews geführt, tausend sollen es am Ende werden. Den Interview-Leuten wird schon mal die Tür vor der Nase zugeknallt. „Es ändert sich ja doch nichts“, müssen sie sich anhören. Es gebe viel Resignation, vor allem bei Arbeitslosen, deren Zahl hier weit höher als in der übrigen Stadt sei.

Ein großer Teil der arbeitenden Schlaatzer fährt morgens um sieben Uhr weg und schafft in der Umgebung einschließlich Berlin und kehrt zum Schlafen abends erst zurück. Diesen Leuten fehle die Bindung an den Kiez, heißt es; sie wissen gar nicht, was sich hier abspielt. Ähnlich sei es mit den Alten. Die über 75-Jährigen würden oft ihre Wohnungen kaum verlassen und ihre Umgebung nicht mehr bewusst und aktiv wahrnehmen. „Viele Alte sind hilfsbedürftiger als sie selbst glauben“, so die Erfahrung.

Zuviel Lärm, fehlende Ordnung, kaum Möglichkeiten für die Freizeit sowie die mangelnde Präsenz von Polizei und Ordnungsamt – das sind die hauptsächlichen Kritikpunkte. Dabei ergibt sich bei Nachfragen: Die meisten Leute wissen nicht, welche Möglichkeiten hier bestehen, dass es zum Beispiel 18 Einrichtungen für Kinder und Jugendliche gibt und weit über 30 Institutionen und Vereine.

Auch die Mär, dass am Schlaatz nur die so genannten sozial Schwachen leben, stimmt nicht. Es gebe vielmehr ein Nebeneinander von gut Situierten und sozial Abgerutschten. Und diejenigen, denen es vergleichsweise gut gehe, bleiben für sich. Mangelnder sozialer Kontakt und ein zu geringes Engagement für das Gemeinwesen, das seien Haupthemmnisse bei der weiteren positiven Entwicklung des Stadtteiles.

Günter Schenke

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