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Das Babelsberger Thalia-Kino ist neben dem Studio Babelsberg Schauplatz des ersten Filmfestivals für gehörlose Filmschaffende, des Della Award, das in Potsdam stattfindet.

© Andreas Klaer

Della Award in Potsdam: Festival für gehörlose Filmemacher in Babelsberg

Eine Premiere, die bereits vor drei Jahren geplant war. Der Della Award findet am 10. und 11. November erstmals statt – im Studio Babelsberg und im Kino Thalia.

Potsdam wird Schauplatz eines weiteren Filmfestivals und Filmpreises. Dabei ist der Della Award eine echte Premiere, denn erstmals werden gehörlose Filmschaffende in den Fokus gestellt. Das zweitägige internationale Festival am 10. und 11. November, das sowohl im Studio Babelsberg sowie im Babelsberger Kiezkino Thalia stattfindet, will gehörlose Filmemacher und Filmemacherinnen aus den Bereichen Schauspiel, Regie, Drehbuch und dem Filmhandwerk sowie anderen visuellen Medien zusammenführen, hieß es aus dem Kreis der Organisatoren vom Zentrum für Kultur und visuelle Kommunikation der Gehörlosen in Berlin/Brandenburg (ZFK), einer soziokulturellen, gemeinnützigen Interessenvertretung.

Das in Potsdam sitzende ZFK, dessen Vorgängerverein bereits 1918 gegründet wurde, engagiert sich in Kunst- und Kulturbereichen sowie in den Medien und macht sich für Kunstschaffende in der Gehörlosengemeinschaft und barrierefreie Veranstaltungen stark, wie es von der Interessenvertretung hieß. Man sei stolz, „dass der Della Award im Studio Babelsberg das Licht der Welt erblickt“, schließlich hätten in den traditionsreichen Studiohallen unzählige namhafte Regiegrößen gearbeitet, seien Schauspieler und Schauspielerinnen hier Weltstars geworden, hieß es zur Begründung der Ortswahl.

Preise in zehn Kategorien werden vergeben

Im Mittelpunkt des zweitägigen Festivals steht die Verleihung der Della Awards am Samstagnachmittag im Studio Babelsberg. In zehn Kategorien werden Ehrungen verliehen, darunter für die beste Doku, den besten Spiel- und den besten Kurzfilm. Ebenso wird der Gunter-Trube-Sonderpreis für Diversität und Menschlichkeit verliehen. Der gehörlose Trube war bereits Anfang der 1980er Jahre als queerer Künstler, Gebärdenperformer und -poet ein wichtiger Aktivist der Gehörlosenbewegung. Mit dem Bernard-Bragg-Preis werden Lebensleistungen im Filmbereich geehrt. Der 2018 verstorbene US-Amerikaner Bragg gilt für viele Menschen als der bedeutendste taube Schauspieler der Vereinigten Staaten.

2600
Filme wurden zur Festivalpremiere eingereicht. 80 Werke kamen in die engere Auswahl.

Nominiert für die Preise sind Kurz-, Spiel- und Dokufilmen, die sich mit dem Leben gehörloser Menschen beschäftigen. Unter den nominierten internationalen Filmemachern und Akteuren sind preisgekrönte Künstler wie der US-Amerikaner Palmer Morse, der für seine filmischen und visuellen Arbeiten bereits mehrfach ausgezeichnet worden ist. Aus Deutschland ist Anne Zander nominiert, die für ihre schauspielerische Arbeit im Fernsehfilm „Du sollst hören“ Chancen zugerechnet werden, unter den Gewinnern zu sein. Gekürt werden die Preisträger von einer achtköpfigen internationalen Jury, die aus tauben und hörenden Mitgliedern besteht, darunter auch die deutsche, mehrfach preisgekrönte Schauspielerin Claudia Michelsen („Der Turm“).

Claudia Michelsen ist Jurymitglied bei der Premiere der Della-Awards.
Claudia Michelsen ist Jurymitglied bei der Premiere der Della-Awards.

© imago images/Future Image

Thalia ist Festivalkino und Ort für Filmgespräche

An beiden Festivaltagen ist das Babelsberger Thalia das Festivalkino, in dem ausgewählte nominierte Filme und weitere Schwerpunktfilme zu Gehörlosigkeit gezeigt werden. Darüber hinaus soll es Filmgespräche zu den nominierten Filmen und Filmemachern geben. Die Organisatoren um Festivaldirektor Uwe Schönfeld konnten dabei unter anderem auch internationale, preisgekrönte Schauspiel- und Filmschaffendenvertreter für das Premierenfestival gewinnen.

So ist der Oscar-Preisträger Troy Kotsur angekündigt, der erst Anfang dieses Jahres für seine Darstellung in „Coda“ einen Oscar für die beste Nebenrolle erhielt. Der gehörlose Mime ist mit der ebenfalls tauben Schauspielerin Deanne Bray („Sue Thomas: F.B.I.“) verheiratet, die auch nach Babelsberg kommen soll. Ebenso Gäste des Festivals sind die gehörlose Serienschauspielerin Shoshannah Stern („Cold Case“, „Greys Anatomy“) und die taube Lauren Ridloff („The Walking Dead“).

Gebärdendolmetscher und Assistenzplätze

Die Organisation eines Festivals, an dem taube und taubblinde Menschen teilnehmen, bedarf indes besonderer Rücksicht. So würden zu allen größeren Programmpunkten, insbesondere zu den Filmgesprächen nach den Kinovorstellungen sowie der Panelrunde und der Verleihung des Della Award Gebärdendolmetscher anwesend sein, kündigten die Organisatoren an. Für Assistenzbegleitungen von taubblinden Menschen könnten ermäßigte Festivalpässe erworben werden, hieß es. Außerdem seien bei den Veranstaltungen nebeneinanderliegende Sitzplätze reserviert, so die Veranstalter.

Geplant war die Verleihung des Della Award bereits im Jahr 2020, musste dann aber wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden.

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