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Mehr als bloß Patient. Sigrid Haedeler (l.) und Ilona Voigt (r.) sind seit der Gründung der Selbsthilfegruppe dabei, Katrin Barfknecht (M.) leitet die Gruppe heute.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Den Frauen Mut machen

Der Verein Frauenselbsthilfe nach Krebs feiert 20-jähriges Jubiläum

Schlaatz - Als sie die Krebsdiagnose bekam, war sie voller Hoffnung, trotzdem. 52 Jahre alt war Sigrid Haedeler, als bei ihr der Brustkrebs festgestellt wurde und die Operation bevorstand. Sie sei zuversichtlich ins Krankenhaus gegangen, erinnert sie sich heute, mehr als 20 Jahre danach. Doch bald habe sich herausgestellt, wie sehr die Krankheit auch ihre Familie belastete: „Mein Mann konnte schlechter damit umgehen als ich – zehn Monate nach der Diagnose ist er plötzlich gestorben.“ Auch die Tochter habe gelitten: „Sie war zu der Zeit kein guter Ansprechpartner für mich.“

Aber ein Ansprechpartner wäre dringend nötig gewesen, für all die Fragen, die sich rund um das Leben mit der Krankheit stellten. Denn auch im Krankenhaus habe es damals, es war das Wendejahr 1989, kaum Aufklärung gegeben, erzählt Sigrid Haedeler.

„Auffangen, informieren, begleiten“ – das ist das Motto des Vereins Frauenselbsthilfe nach Krebs, den die heute 73-Jährige schließlich am 21. Januar 1991 mitgründete. Jetzt feiert der Selbsthilfeverein sein 20-jähriges Jubiläum. Der Anstoß zu den ersten Treffen kam 1990 aus dem Gesundheitsamt, wo es damals noch eine Ansprechpartnerin für Krebspatienten gab, erinnert sich Sigrid Haedeler: „Wir haben uns in Privatwohnungen getroffen.“ Auf 33 Frauen war der Kreis bei Gründung des Vereins bereits angestiegen.

Wenn sich die Selbsthilfegruppe heute jeweils am 2. Montag des Monats trifft, dann kommen zwischen 20 und 40 Frauen ins Bürgerhaus am Schlaatz. Die Älteste ist 86 Jahre alt. Katrin Barfknecht, die Gruppenleiterin, ist mit 43 Jahren die Jüngste. Vorträge zu medizinischen Themen stehen dann auf dem Programm, je nach Jahreszeit auch Bastelnachmittage oder Ausflüge.

Am Wichtigsten ist aber nach wie vor der Austausch mit anderen Betroffenen, betont Katrin Barfknecht. „So eine Frauenkrankheit kann man einfach nicht mit jedem besprechen“, sagt Sigrid Haedeler. Viele Freundschaften hätten sich in der Gruppe gebildet, aber auch Verluste gab es: Wenn ein Gruppenmitglied stirbt, gedenken die Frauen ihrer mit einer Schweigeminute und einer Kerze. Höhepunkte der Arbeit seien die Landes- und Bundestreffen des Dachverbandes.

Auch im Bergmann-Klinikum bietet der Selbsthilfeverein seit 2010 regelmäßige Sprechstunden an: Jeweils am letzten Mittwoch des Monats steht von 13 bis 15 Uhr eine Ansprechpartnerin für die Patientinnen bereit. Es ist ein Angebot, das gerne angenommen wird: „Die Frauen wollen wissen, wie man das Leben mit Krebs als Frau selbst fühlt, im Krankenhaus ist man sonst ja bloß Patient“, erzählt Katja Barfknecht: „Wir können den Frauen Mut machen.“ Auch per Telefon melden sich pro Jahr mehr als 100 Frauen beim Selbsthilfeverein, erzählt die Gruppenleiterin. jaha

Nächstes Treffen am 14. Februar um 16 Uhr im Bürgerhaus am Schlaatz, Schilfhof 28. Kontakt zu Katrin Barfknecht unter Tel.: (0152) 09 9 5 7 2 69.

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