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Aus dem GERICHTSSAAL: Denkzettel mit Folgen

Aus dem GERICHTSSAAL Sie berühren mit ihren Nasen beinahe die Tischplatte. Anna A.

Aus dem GERICHTSSAAL Sie berühren mit ihren Nasen beinahe die Tischplatte. Anna A.* (24) und Carla C.* (24) schämen sich schrecklich. Die beiden jungen Frauen sollen ihrer Freundin Bettina B.* die Handtasche gestohlen haben. „Wollen Sie sich zum Anklagevorwurf äußern?“, fragt Amtsrichterin Kerstin Devriel. Das Duo auf der Anklagebank will aussagen. „Wir haben ja im Ermittlungsverfahren schon alles zugegeben. Und Bettina hat die 100 Euro, die wir von ihrem Konto abgehoben haben, längst wieder“, meint Carla leise. „Wie war das nun am 19. November vorigen Jahres?“, hakt die Vorsitzende nach. Anna blickt zu Carla. Die gibt sich einen Ruck. „Wir drei bringen morgens unsere Kinder meist zur selben Zeit in die Kita“, erzählt die hübsche Dunkelhaarige. „Ich weiß nicht, wie oft wir Bettina schon gesagt haben, sie soll nicht immer ihr Auto offen lassen, wenn sie den Kleinen abgibt.“ An besagtem Tag habe der Pkw der Freundin wieder unverschlossen vor der Tagesstätte geparkt. „Sogar der Zündschlüssel steckte.“ Da sei ihnen die Idee gekommen, der Freundin einen Denkzettel zu verpassen. „Wir haben ihre Handtasche aus dem Auto genommen und sind weggefahren. Die wollten wir ihr aber wiedergeben, nachdem sie sich von dem Schreck erholt hat.“ Doch dann – so die junge Mutter – habe sich die Sache verselbständigt. „Ich kann mir das heute nicht mehr erklären. Es sollte doch nur ein Scherz sein“, schluchzt Carla C. Neugierig habe man den Tascheninhalt inspiziert, die im Handy der Freundin gespeicherten Telefonnummern unter die Lupe genommen. Als sie dann an die Geheimnummer von Bettinas Kreditkarte gerieten, seien sie – ohne lange zu überlegen – zum nächsten Geldautomaten gefahren und hätten ihr Konto um 100 Euro erleichtert. „Das ist mir so peinlich. Eigentlich brauchte ich das Geld gar nicht“, beteuert Carla C. Wenig später hätten sie Bettina B. zum Kaffee eingeladen, ihr die Sache gebeichtet und den Schaden wiedergutgemacht. „Bettina hat uns verziehen. Wir verstehen uns nach wie vor gut.“ „Können Sie das bestätigen?“, wendet sich die Richterin an Anna A. Die nickt. „Es ist unglaublich“, stöhnt Staatsanwältin Cornelia Stephan. Dennoch regt sie an, das Verfahren gegen die bislang nicht Vorbestraften gegen eine Geldbuße einzustellen. „Je 100 Euro sollte es aber schon kosten“, befindet die Vorsitzende. (*Namen geändert.) Hoga

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