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Landeshauptstadt: Der Fall Julia S.

Nächste Woche soll Anklage erhoben werden

Nächste Woche soll Anklage erhoben werden Innenstadt - Ohne richtig angekommen zu sein, mussten die drei Mitglieder des antifaschistischen Bündnisses MadstoP wieder umkehren. Sie wollten einer Richterin am Amtsgericht Potsdam gestern eine Erklärung übergeben, in der sie die Freiheit für Julia S. forderten. Die Richterin nahm das dreiseitige Papier jedoch nicht entgegen und forderte die Jugendlichen per Sicherheitsdienst und über Pressesprecher Wolfgang Peters auf, die Sachen per Hauspost und somit auf dem festgelegten Dienstweg einzureichen. Hintergrund ist der gestrige Viertel-Jahrestag der Inhaftierung von Julia S.. Nach einem Überfall auf einen 17-Jährigen am 18. Juni vor dem Nauener Tor wurden fünf Personen der linken Szene verhaftet, darunter Julia S. Sie sitzt seitdem in Untersuchungshaft in der JVA Luckau-Duben. Der 21-Jährigen wird ebenso wie den vier Mitbeschuldigten versuchter Mord vorgeworfen. Gemeinsam sollen sie einen Menschen gejagt und mit einem Teleskopstab, auch Totschläger genannt, auf ihn eingeprügelt haben. Die Vorwurf ist unter Anwälten umstritten. So habe einer der Verteidiger kurz nach der Tat gesagt, die Beschuldigung des versuchten Mordes sei nicht haltbar und setze ein Tatmotiv voraus. Die Staatsanwaltschaft Potsdam als ermittelnde Behörde hat die Ermittlungen nach Aussage eines Sprechers noch nicht abgeschlossen. Jedoch stehe eine Anklage kurz bevor. Julia S., die im so genannten Chamäleon-Prozess gegen rechte Jugendliche eine der Hauptzeuginnen war, werde zudem aufgrund „eines nicht gefestigten sozialen Umfeldes“, so die Staatsanwaltschaft, wegen Fluchtgefahr bis dahin festgehalten. Die vier Mitangeklagten wurden kurz nach der Tat gegen Kautionen zwischen 20 000 und 60 000 Euro freigelassen. Sie gehen einer Ausbildung oder Arbeit nach, heißt es von Seiten MadstoPs. Die antifaschistische Bewegung sieht in diesem Fall Bürgerrechte mit Füßen getreten. Eine Haftbeschwerde seitens des Anwaltes von Julia S. sei vom Landgericht Potsdam abgelehnt worden, die Beschwerde gegen die Ablehnung nun noch nicht entschieden und am Oberlandesgericht anhängig. Derzeit darf Julia S. alle zwei Wochen von drei Leuten für eine halbe Stunde Besuch empfangen. Dafür gibt es laut Marek Winter, Sprecher von MadstoP, eine lange Warteliste. Auch soll die Richterin, die gestern die Erklärung nicht entgegennehmen wollte, gesagt haben: Julia S. komme nur gegen Kaution frei, wenn sie eine umfassende Aussage zu Protokoll gibt. Julia S. schweigt jedoch seit drei Monaten zu den Vorwürfen. Eine Erklärung zum Verfahren wollte Amtsgerichtssprecher Peters nicht machen. Die Ermittlungen würden bei der Staatsanwaltschaft liegen. Und die Richterin habe das Recht, die persönliche Übernahme nicht zuzulassen. Jan Brunzlow

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