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Königliche Teller. Am Sonntag ist die „Friederisiko“-Schau mit knapp 350 000 Besuchern zu Ende gegangen. Mehr Bilder im Internet auf www.pnn.de/mediathek.

© dpa

Landeshauptstadt: Der „Friederisiko“-Effekt

Stiftung zieht positive Bilanz über Friedrich-Schau. Ab 2013 umfangreiche Sanierungen am Neuen Palais

Park Sanssouci - Die schlechte Nachricht zuerst: Nach dem Galaauftritt für „Friederisiko“ wird das Neue Palais jetzt zur Großbaustelle. Besuchermagneten wie der Marmor- und der Grottensaal sowie das Schlosstheater werden wegen Sanierungsarbeiten über Jahre hinweg nicht zugänglich sein. Das kündigte Hartmut Dorgerloh, der Direktor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, am Montag bei der Abschlusspressekonferenz zur Friedrich-Ausstellung an. Gleichzeitig zog Dorgerloh gemeinsam mit Jürgen Luh, dem leitenden „Friederisiko“-Kurator, sowie Dieter Hütte, Chef der Tourismus Brandenburg GmbH, eine Erfolgsbilanz über die Schau, die am Sonntag nach sechs Monaten zu Ende gegangen ist.

Mit 348 796 Besuchern, rund 15 Prozent davon aus dem Ausland, gelang der Stiftung fast eine Punktlandung – gerechnet hatte man vorab mit 350 000. Für das Neue Palais sind das gut 100 000 Gäste mehr als in anderen Jahren. Als Erfolg wertet die Stiftung auch die Verweildauer von durchschnittlich dreieinhalb Stunden in der Ausstellung, die sich über 72 Räume und Säle und insgesamt rund 6000 Quadratmeter erstreckte. Mehr als die Hälfte der Kosten der sechs Millionen Euro teuren Schau konnten über die Einnahmen gedeckt werden, sagte Dorgerloh. Die Schau werde mit ausgeglichenem Haushalt abgeschlossen. Der Stiftungschef sprach von einem „fulminanten Finale“ mit regem Zulauf in den letzten Wochen. Eine Verlängerung sei aber nicht möglich: Das liege am schlechten Raumklima im Winter in dem nicht beheizbaren Schloss und an den Verträgen mit den mehr als 50 Leihgebern.

Für den Stiftungschef bemisst sich der Erfolg von „Friederisiko“ nicht nur in Besucherzahlen. Die Schau werde eine „Zäsur in der Preußenrezeption“ sein – vergleichbar mit der ersten großen Friedrich-Schau 1986, prognostiziert Dorgerloh. Die seit 2007 jährlich von der Stiftung veranstalteten Konferenzen hätten zu einem neuen Friedrich-Bild beigetragen, sagte Kurator Jürgen Luh. Man wisse nun etwa, dass sich Friedrich sehr stark selbst inszeniert habe und viel weniger am Schreibtisch gesessen und mehr gegessen habe als vorher bekannt. Die Stiftung sei durch die Aktivitäten mittlerweile auch besser mit der universitären Forschung vernetzt, sagte Luh und verwies auf Projekte mit der University of Oxford und der Universität Halle. Auch jenseits von Historikerkreisen ist Friedrich bekannter geworden: Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa können mittlerweile selbst 39 Prozent der Hauptschulabgänger etwas mit dem Namen anfangen. Luh: „Für uns ist das ein großer Erfolg.“

Die Potsdamer Hoteliers könnten dank „Friederisiko“ in diesem Jahr die Marke von einer Million Übernachtungen knacken, freut sich TMB-Chef Dieter Hütte. Die Schau hat auch andernorts in Brandenburg die Gästezahlen in die Höhe schnellen lassen (PNN berichteten). Der Friedrich-Effekt werde auch ohne Ausstellung 2013 anhalten, meint Hütte: „Potsdam hat so viel zu bieten, dass man auf jeden Fall wiederkommen will.“

Wer „Friederisiko“ verpasst hat, bekommt erst ab April 2013 wieder die Chance auf einen Besuch im Neuen Palais. Dann stehen aber umfangreiche Bauarbeiten an. „Das Neue Palais braucht eine Gesundung an Haupt und Gliedern“, sagt Dorgerloh. Im Rahmen des 123-Millionen-Euro-Sanierungspakets namens Masterplan will die Stiftung insgesamt 25 Millionen Euro in das Schloss investieren, erläuterte Masterplan-Chef Ayhan Ayrilmaz. So muss unter anderem die Decke zwischen Marmor- und Grottensaal für 4,4 Millionen Euro restauriert, schadhafte Holzbalkenköpfe ausgetauscht werden. Beide Säle sind daher bis Saisonbeginn 2016 nicht zugänglich. Das Schlosstheater bleibt nach der diesjährigen Winteroper sogar für vier Jahre bis Sommer 2017 geschlossen. Der Grund: Das Dach über dem Theaterflügel wird für 4,3 Millionen Euro saniert. Auch das von Frost- und Wasserschäden stark mitgenommene Sockelgeschoss muss für knapp 12 Millionen Euro restauriert werden.

Der Besuch lohnt sich trotzdem, wirbt Dorgerloh: „Im Neuen Palais wird man mehr sehen können als vor der Ausstellung.“ So sind die für „Friederisiko“ restaurierten Räume – etwa das Grüne Scherbenkabinett – weiter zugänglich. Auch die Papierpuppen-Installation „Der Modeaffe“ nach Friedrichs gleichnamigem Theaterstück bleibt im Schloss. Jana Haase

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