zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Der Maybach unter den Diagnosegeräten

Das Klinikum „Ernst von Bergmann“ legt sich für 1,6 Millionen Euro Hightech zur Krebserkennung zu

Innenstadt - Sie waren sich da nicht gleich einig: Ist das neue Großgerät zur Tumorerkennung im Klinikum „Ernst von Bergmann“ nun „der Porsche unter den Diagnosegeräten“, wie Oberbürgermeister Jann Jakobs gestern bei der Vorstellung des so genannten „PET-CT“ mutmaßte? Dr. Reinhard Schöneich, Chefarzt der Klinik für Nuklearmedizin, entgegnete scherzend, da müsse man noch etwas nobler ansetzen und schlug einen „Maybach“ vor. Der Oberbürgermeister schien sich kurz die Silhouette der etwa 400 000 Euro teuren Luxuslimousine von Mercedes-Benz vor Augen zu führen und war es zufrieden: „Einigen wir uns auf ,Maybach unter den Diagnosegeräten“.

Aber auch dieser Vergleich trifft es noch nicht ganz, den das Potsdamer Großkrankenhaus hat für das „PET-CT“ der Firma Siemens 1,6 Millionen Euro bezahlt – soviel wie für vier Maybachs, wie Klinikumsgeschäftsführer Wilhelm Kahle mitteilte. Damit seien nun alle Wünsche der Klinikums-Chefärzte erfüllt.

Ein PET-CT ist eine Kombination aus zwei unterschiedlichen bildgebenden Untersuchungsverfahren, der Positronen Emissions Tomographie (PET) und der Computertomographie (CT). Die CT wird in der Röntgendiagnostik angewendet. Sie arbeitet mit Röntgenstrahlen, die von außen durch den Körper des Patienten geschickt werden. PET ist dagegen ein nuklearmedizinisches Diagnoseverfahren, bei dem Patienten winzige Mengen radioaktiv markierter Stoffe verabreicht werden. Der in eine Vene injizierte radioaktive Zucker (Glucose) konzentriert sich insbesondere in Tumorzellen, die einen verstärkten Glucosestoffwechsel haben. Die Krebszellen werden auf diese Weise erkannt. Wie Dr. Schöneich erklärte, können mit den zusammengelegten Potenzialen von PET und CT Größe und Lage von Tumoren konkreter beschrieben werden. Den „schneidenden Fächern“, den Chirurgen, könne nun detailliertere Antworten auf Fragen gegeben werden wie „Wo ist es denn genau, was ihr da habt?“. Dr. Schöneich wie der Chefarzt der Diagnostischen und Interventionellen Radiologie, Prof. Dr. Johannes Hierholzer, gehen von revolutionären Umwälzungen bei der Erkennung von Tumoren mit gesteigertem Zuckerstoffwechsel aus. Dr. Schöneich zufolge seien bislang zehn Patienten mit dem PET-CT untersucht worden. Er rechnet mit einer PET-CT-Untersuchung von etwa 1000 Patienten in diesem Jahr.

Kahle zufolge ist das neue PET-CT-Gerät das erste im Land Brandenburg und nach Bad Berka, Dresden und einer Diagnosepraxis am Frankfurter Tor in Berlin das vierte in Ostdeutschland. Bundesweit seien bis dato 24 PET-CT im Einsatz. Das erste Gerät dieser Art in Europa installierte Siemens nach eigenen Angaben 2001 in Essen.

Klinikums-Geschäftsführer Kahle erklärte, jeder Patient könne am PET-CT untersucht werden. Grundlage hierfür ist laut Prof. Hierholzer ein klinischer Verdacht. Kahle zufolge habe der gemeinsame Bundesausschuss der Krankenkassen ein PET-CT „für einige Krebsarten“ zugelassen. Die Krankenkassen sperrten sich aber gegenwärtig noch, die Kosten zu übernehmen. Private Kassen beteiligten sich jedoch daran. Für eine PET-CT-Untersuchung seien 1000 Euro zu zahlen, 400 Euro koste allein der radioaktive Zucker. Kahle versicherte, das Klinikum werden einen Sozialfonds einrichten, der auch Sozialschwachen eine PET-CT-Diagnose ermöglichen helfe.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false