zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Der Tod ist nicht umsonst Vorsorge wird aber noch sehr selten getroffen

Ans Sprichwort „Umsonst ist nur der Tod“ kann man sich heutzutage nicht mehr halten. Was sich vor der Wende noch über Sterbegeld und Gewerkschaftszuschuss regeln ließ, muss heute mit mindestens 2000 bis 3000 Euro von den trauernden Hinterbliebenen finanziert werden.

Ans Sprichwort „Umsonst ist nur der Tod“ kann man sich heutzutage nicht mehr halten. Was sich vor der Wende noch über Sterbegeld und Gewerkschaftszuschuss regeln ließ, muss heute mit mindestens 2000 bis 3000 Euro von den trauernden Hinterbliebenen finanziert werden. Nur in Fällen, da kein Angehöriger einspringen kann, kommt das Ordnungsamt auf. Und da geht es dann bei der Beerdigung nicht gerade fürstlich zu. Es sei denn, man ist so berühmt wie Ilse Werner und die Stadt greift etwas tiefer in die eigene Kasse. „Ilse Werners Begräbnis war eine große Herausforderung für uns“, meint im Rückblick Thomas Schellhase, Chef des ältesten Potsdamer Bestattungsunternehmens.Dafür habe man sogar einen Mercedes bei Kollegen ausgeborgt. 1926 gründete Tischlermeister Alfred Schellhase das Unternehmen und seither ist es in der Jägerstraße ansässig. Schon zuvor war Alfreds Vater in Glindow in der gleichen Branche tätig. Die Firma Schellhase hat die Wirren der Wende relativ gut überstanden und teilt sich heute mit sechs anderen Bestattern die Arbeit. Es wird ein breites Spektrum von Bestattungsarten angeboten von der Erd- bis zur Seebestattung. Nur in den Weltraum expedieren diePotsdamer Firmen die Verstorbenen nicht. Da müsse man sich an ein Braunschweiger Unternehmen wenden, meint Schellhase. Dafür kann seine Firma mit einer eigenen Floristmeisterin und einer Grabmalabteilung dienen. Am häufigsten, so Schellhase, würden derzeit Feuerbestattungen gewünscht und Beerdigungen in der Urnengemeinschaftsanlage. Selbst bei dieser preiswertesten Art der Bestattung schwanken die Kosten jedoch erheblich. Für das Ausrichten einer würdigen Feuerbestattung nennt Schellhase etwa 1500 Euro, der Platz in der Gemeinschaftsanlage koste auf einem Potsdamer Friedhof noch einmal rund 1000 Euro. Auf dem Waldfriedhof in Ferch könne man ein schattiges Plätzchen aber schon für 150 Euro haben.Es stellt sich jedoch immer wieder heraus, dass es vielen Angehörigen schwer fällt, an der anonymen Gemeinschaftsanlage Trauerarbeit zu leisten und so habe sich mancher nachträglich an die Bestatter gewandt, um die Urne in ein Einzelgrab umbetten zu lassen. „Das aber ist leider nicht möglich“, bedauert Schellhase. Und so scheint nach Überwindung des Preisschocks nach der Wende das Interesse an Einzelgräbern wieder zu wachsen. Sogar das an Erdbestattungen nimmt zu. Die Schellhases bieten zudem noch eine ansonsten eher in heißen Ländern übliche Besonderheit an. Als auf dem Friedhof in Groß Glienicke ein Mausoleum keinen Besitzer mehr hatte und sich auch kein Käufer finden wollte, nahm sich das Potsdamer Beerdigungsinstitut des Bauwerks an und richtete dort ein Kolumbarium ein. Die Urnen kommen in abschließbare Fächer, die eine polierte Steinplatte verschließt. Der Namenszug wird dort in Goldschrift eingraviert. 110 Beisetzungen sind im Kolumbarium möglich. Natürlich ist auch eigene Vorsorge möglich, sowohl finanziell und wegen der Beerdigungsart. Die träfen aber noch sehr wenige Menschen, es seien nur etwa drei bis fünf Prozent seiner Kunden. dif

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false