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Landeshauptstadt: Der vergessene „Feuerkopf“

Boede fordert Ehrung für Revolutionär Max Dortu: Gedenken am 158. Jahrestag seiner Hinrichtung

Der 1848er Revolutionär Maximilian Dortu ist in seiner Heimatstadt Potsdam ein Fremder. Auch gestern, am 158. Jahrestag seiner Hinrichtung, blieb es der Stadtverordnetenfraktion „Die Andere“, der Kampagne gegen Wehrpflicht und dem Verein zur Förderung antimilitaristischer Traditionen vorbehalten, an der Gedenktafel an seinem Geburtshaus Dortustraße 29 ein Blumengebinde niederzulegen. Weder Stadtspitze noch die Schule, die in dem Haus untergebracht ist, waren bei der Ehrung vertreten.

„Kampagne“-Sprecher Lutz Boede wies darauf hin, dass das auf dem ehemaligen Friedhof Wiehre erhaltene Grabmal Max Dortus in Freiburg auch gestern Abend wieder Ort eines offiziellen Gedenkens für den „Feuerkopf“ der Revolution war. Dort sei das Schicksal Dortus an den Schulen Bestandteil des Geschichtsunterrichts. Boede zeigte sich optimistisch, dass auch in Potsdam ein Umdenken einsetzt. Angestrebt werden sollte eine dauerhafte Ehrung Max Dortus, so durch Aufstellen einer Büste.

Maximilian Dortu, 1826 als Sohn des demokratisch gesinnten Rechtsanwalts und Stadtverordneten Ludwig Wilhelm Dortu in Potsdam geboren, hatte sein Abitur an der Großen Stadtschule (heute Abendgymnasium Heinrich von Kleist) abgelegt und anschließend Jura studiert. Nach seinem Militärdienst arbeitete er als Auskultator (Referendar) am Stadtgericht Lindenstraße 54 (heute Gedenkstätte für die Opfer des stalinistischen Terrors). 1848 schloss er sich dem Potsdamer Politischen Verein an und wurde zu einem Vorkämpfer der bürgerlichen Revolution. Im März 1848 nahm er an den Barrikadenkämpfen in Berlin teil. Der charismatische, hochgewachsene Mann stieg als Redner auf Versammlungen im Lokal „Elysium“ (Am Schragen) zum Volkstribunen auf. Im August 1848 wurde er wegen Beleidigung des späteren Königs und Kaisers Wilhelm I., den er als „Kartätschenprinzen“ bezeichnet hatte, zu 15 Jahren Festungshaft verurteilt. Nachdem die Vollstreckung der Strafe ausgesetzt worden war, nahm er 1849 als Offizier am Badischen Aufstand teil. Von der preußischen Okkupationsarmee gefangen genommen, wurde Max Dortu zum Tode verurteilt und erschossen. Gnadengesuche seiner Muter und von Potsdamer Freunden wurden von König Friedrich Wilhelm IV. abgewehrt.

Über Dortus Erschießung berichtete der Stuttgarter Anzeiger am 3. August 1849: „Er ging, ein großer schöner Mann, etwa 24 Jahre alt, mutig und gefaßt, die linke Hand ans Herz gestemmt, in die Mitte des Vierecks, das die Infanterie gebildet hatte Das Todesurteil wurde verlesen. Dortu antwortete: Ich sterbe für die Freiheit. Schießt gut, Brüder!“

Die Eltern des Revolutionärs verließen Potsdam und gingen nach Toulouse. Später ließen sie sich an der Seite ihres Sohnes in Freiburg-Wiehre beisetzen. Auf dem Grabstein steht: „Mit ihm vereint seine Eltern, deren einzige Freude und Hoffnung er war.“ Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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