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Landeshauptstadt: Des Kaisers neues Kleid

Der Kaiserbahnhof ist nach wechselvoller Geschichte restauriert und zeigt sich in neuem Gewand

Der Kaiserbahnhof ist nach wechselvoller Geschichte restauriert und zeigt sich in neuem Gewand Hier haben schon viele Züge Halt gemacht: am Kaiserbahnhof, direkt neben der Station „Potsdam Park Sanssouci“. Zar Nikolaus II. kam 1910 als erster mit seinem Hofzug. Auguste Viktoria folgte ihrem Mann Kaiser Wilhelm II. von dieser Stelle aus im November 1918 ins niederländische Exil. Während des Zweiten Weltkrieges war hier der Kommandozug von Luftwaffen-Chef Hermann Göring stationiert. Später schickten die Sowjets ihren „Blauen Express“ von dort nach Moskau. Von alledem ließen die vergangenen Jahrzehnte wenig erahnen: Der ursprünglich „Hofstation in Wildpark“ genannte Bahnhof war dem Verfall preisgegeben. Schon von 1952 an diente der ehemalige Prachtbau nur noch als Lagerraum, bis er schließlich 1977 wegen Einsturzgefahr geschlossen wurde. Am morgigen Donnerstag wird nun ein neues Kapitel aufgeschlagen. Dann wird das restaurierte Gebäude wieder eröffnet, in dem fortan unter Ausschluss der Öffentlichkeit die Führungskräfteakademie der Deutschen Bahn AG untergebracht ist. Ein Sonderzug aus Berlin soll Bahn-Chef Hartmut Mehdorn nach Potsdam bringen. Auch Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) wird erwartet. Erst 2002 war der Kaiserbahnhof aus seinem Dornröschenschlaf erwacht, als die Bahn den Umbau zur Akademie bekannt gab. Die Kosten wurden damals auf 25 bis 30 Millionen Euro veranschlagt. Heute halten sich Bahn-Sprecher mit Angaben zurück; erst am Donnerstag dürfen Presse und geladene Gäste hinter die Kulissen blicken. Das Gebäude bietet edel ausgestattete Seminarräume sowie einen großen Hörsaal. Zwei Schmuckstücke stehen in der Gleishalle: ein Salonwagen von Auguste Viktoria aus dem Jahr 1901 sowie ein 1912 gebauter Schnellzugwagen der königlich-preußischen Staatsbahn. Hofarchitekt Ernst Eberhard von Ihne hatte das aus Empfangsgebäude und Bahnhofshalle bestehende Ensemble von 1905 an im damals modernen Stil einer englischen Landvilla errichtet. Blickfänge waren ein achteckiger Turm und geschnitzte Giebel. „Der Kaiserbahnhof ist ein wichtiges Potsdamer Baudenkmal. Es gehört zu den besonderen Attraktionen des westlichen Gebiets im Park Sanssouci“, unterstreicht Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG), die historische Bedeutung. Seit 1999 gehört die Station wie die Parklandschaft zum UNESCO-Weltkulturerbe. Matthias Schröter

Matthias Schröter

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