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Landeshauptstadt: Des Königs Fluchttunnel

Schüler der Goetheschule gestalteten große Folieninstallationen zum 300. Geburtstag Friedrichs II.

Drei Folienzelte für Friedrich? Mit Wein, Feigen und anderen köstlichen Früchten verwöhnte der Monarch bekanntlich seinen Gaumen. Doch die wärmeliebenden Pflanzen hielt der König hinter Glas – und nicht unter Folie.

Schüler der Klasse 8 b der Babelsberger Goetheschule haben sich in den vergangenen Tagen dennoch mit vielen Quadratmetern dünner Plastikfolie dem großen König genähert. In der Fachhochschule am Alten Markt verarbeiteten die 13- und 14-Jährigen ihre Gedanken über Friedrich in einem Kunstprojekt, das von der Stadt- und Landesbibliothek organisiert wurde. Herausgekommen sind dabei raumgreifende Installationen – eben jene drei Folienzelte. Freilich keine schnöden Feldhäuschen für Pflanzen, sondern Kunstobjekte mit Friedrich-Bezug: Friedrich in seiner Kindheit, Friedrich als Feldherr und Friedrich als Schöngeist. Jedes Zelt hat sein eigenes Thema.

Ins Kriegszelt zum Beispiel „hat sich der König zurückgezogen, wenn es auf dem Schlachtfeld mal nicht so gut aussah“, erzählt der 13-jährige Martin. Er gehört zu einer reinen Jungengruppe, die sich mit Friedrich als Feldherrn auseinandergesetzt hat. Das Dach des Zeltes besteht aus Folie, die Wände aus Papier. Alles sieht ein wenig wüst aus: Die teils ungeordnet platzierten Papierstücke sind vielfach geschlitzt. Die von Friedrich geführten Kriege seien „nass und kalt“ gewesen, gibt der 13-jährige David zu bedenken. Das habe man mit der Gestaltung der Zeltwände auch ausdrücken wollen. Obwohl der König in seinen Feldzügen bekanntlich selbst viel riskierte – die Schüler haben ihm einen Fluchttunnel an sein Feldherrenzelt gebaut.

Auch die Kinder, die Friedrich als Schöngeist zum Thema hatten, sorgten sich um das Wohl des Monarchen: Sie bauten ihm ein Zelt zum Ausruhen. Eine „berauschende Oase für Friedrich“ nennt es die 14-jährige Julia. Wer hier im Zelt ein wenig Wind mache, höre das Rascheln der Folie, und das erinnere deutlich an beruhigendes Meeresrauschen, erklären Julia und ihre Mitschülerin Anna- Sophie. Auch in der Kinderstube Friedrichs, dem dritten Zelt, herrscht Gemütlichkeit. Muster zieren die Folienwände, kleine bunte Kugeln hängen – gleich einem Windspiel – von der Zeltdecke herab. Keine Spur vom strengen Vater. Ja, Friedrich habe keine einfache Kindheit verlebt, weiß Natalie zu berichten, doch hier in diesem Zelt könne sich der Kronprinz erholen, meint Mitschülerin Katja.

Doch woher wissen die Kinder eigentlich so viel über den König? Im Kunst- und Geschichtsunterricht haben die Achtklässler in den letzten Monaten Friedrich II. behandelt, erzählt Claudia Hajek, künstlerische Leiterin des Schülerprojekts. In den Räumen der Fachhochschule sei es nun darum gegangen, Erfahrungen mit dem Raum und den verschiedenen Materialien zu sammeln. Dabei sollten die Schüler ihren Gedanken zu Friedrich einen möglichst abstrakten Ausdruck verleihen, wie Hajek erzählt. Man habe nicht „Sanssouci aus Pappe nachbauen“ wollen.

Zeichnungen an der Wand zeugen vom Entstehungsprozess des Kunstprojekts. Zuerst malten die Kinder ihre Gedanken zu Friedrich II. recht gegenständlich auf. Dann stimmte Hajek die Schüler mit Übungen zum Raum und zum Material auf ihre große künstlerische Aufgabe ein. Nach derlei Vorübungen ging es an den Zeltbau. Der Raum wandelte sich zu einer experimentellen Baustelle.

Pünktlich zum Geburtstag des Königs ist alles vollendet. Heute um 18 Uhr werden die Kunstobjekte in der Fachhochschule, Friedrich-Ebert-Straße 4, präsentiert. Die Hip-Hop-Gruppe der Tanzschule „Die Linksfüßer“ wird zur Vernissage auftreten. Morgen und übermorgen, jeweils von 15 bis 18 Uhr, können die Installationen noch betrachtet werden.

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