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Erfahrungsaustausch der ersten Wien-Praktikanten beim BuS e.V. 

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Die Chance des Lebens

Der BuS e.V. vermittelt Arbeitspraktika im Ausland an jugendliche Hartz-IV-Bezieher – mit Erfolg

Zehn Jugendliche auf der Fahrt nach Wien. Gemeinschaftsunterkunft, Doppelstockbetten, gemeinsame Verpflegung. Es klingt wie ein Pfadfinderausflug, soll aber eine neue Perspektive im Berufsleben der jungen Erwachsenen liefern: Im vergangenen Jahr startete erstmals ein binationaler Austausch zwischen Österreich und Potsdam, um jugendliche Hartz-IV-Bezieher aus Brandenburg in Lehre und Beruf zu vermitteln.

Das Projekt, das in Potsdam vom BuS e.V. koordiniert und gemeinsam mit dem österreichischen Partner Karriere Club durchgeführt wird, zeigt Erfolge, wie am gestrigen Freitag deutlich wurde: Von den insgesamt 20 Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 18 und 34 Jahren, die in zwei Gruppen dreimonatige Volontariate in der österreichischen Hauptstadt absolvierten, sind acht in fester Arbeit oder in Ausbildung. Weitere Teilnehmer sind derzeit in Gesprächen mit österreichischen Arbeitgebern und Ausbildern. Wie der 20-jährige Frank aus Potsdam, der nach drei Monaten erfolgreichem Praktikum in Wien ein Lehrstellenangebot von seinem Praktikums-Chef erhielt.

„Wir achten schon in den Vorgesprächen auf die Vorstellungen und Wünsche der Teilnehmer“, sagt Andreas Pfeifer, der pädagogische Projektbetreuer. Gemeinsam mit dem Wiener Partner werde nach passenden Praktika-Stellen gesucht, ob Handwerk, Dienstleistung oder Bürojob. „Die Jugendlichen sollen die Chance bekommen, sich auszuprobieren, müssen allerdings schon in den Vorgesprächen zeigen, dass sie wirklich motiviert sind, die Herausforderung in einem anderen Land anzunehmen“, so Pfeifer.

Und eine Herausforderung war es mitunter, wie die Jugendlichen berichteten. „Schwer war es, den Wiener Dialekt zu verstehen“, gab Christian zu. Der junge Mann, der in einem Sportfachgeschäft volontierte, konterte dafür mit seinem Berlinerisch – und das offenbar so charmant, dass sein Arbeitgeber ihn behalten will. „Ich habe ein Arbeitsangebot.“ Auch die Unterkunft mit Mehrbettzimmern verlangte während des Praktikums von den Teilnehmern Zugeständnisse, wie sie einräumten. „Ein, zwei Räume mehr wären schön gewesen“, sagte die 22-jährige Sigwina.

Der BuS e.V. will auch in diesem Jahr die Zusammenarbeit mit Wien fortsetzen. Außerdem soll auch mit Spanien eine ähnliche Kooperation gestartet werden. Die Finanzierung läuft über den Europäischen Sozialfonds, die Jobcenter aus Potsdam, Mittelmark und dem Havelland unterstützen das Angebot, vermitteln in Frage kommende Jugendliche. Offenbar jedoch nicht ausreichend, wie Verantwortliche andeuten: Es sei schwierig, die richtigen Teilnehmer zu finden, oft fehlen Willen und Mut bei den Jugendlichen, so ein BuS-Verantwortlicher. Der 20-jährige Frank mit der in Aussicht stehenden Optikerlehre bereut den Schritt nach Österreich nicht: „Das ist die Chance meines Lebens. In Deutschland hätte ich mit meinem Neunte-Klasse-Abschluss nie ein solches Lehrangebot bekommen.“ KG

KG

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