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Homepage: Die Karriere des Nikolaus’ Sonntagsvorlesung zum Weihnachtsmannmythos

Kirchen wurden nach ihm benannt, zu seinen Ehren Prozessionen gefeiert. Ursprünglich wurde er an seinem Namenstag, dem sechsten Dezember, als Heiliger verehrt: der Bischof Nikolaus.

Kirchen wurden nach ihm benannt, zu seinen Ehren Prozessionen gefeiert. Ursprünglich wurde er an seinem Namenstag, dem sechsten Dezember, als Heiliger verehrt: der Bischof Nikolaus. Doch wer erinnert sich noch an die Herkunft der mythenhaften Gestalt, die wir auch als Weihnachtsmann kennen?

Johann Hafner, Professor für Theologie an der Universität Potsdam, versuchte nun in der Potsdamer Sonntagsvorlesung den Nikolaus zu enträtseln. „Der Weihnachtsmann – Wo Hochtheologie und Verkaufsrummel aufeinander treffen“, lautete der Titel seiner Vorlesung in der Reihe „Potsdamer Köpfe“ am Sonntag im Alten Rathaus. „Potsdamer Köpfe, was heißt das eigentlich“, wunderte sich Hafner zunächst. „Das klingt ja so, als ob man eine besonders helle Birne hätte, oder was“, sagte er und lachte bevor er zu einer wirklichen „hellen Birne“ kam, der des Nikolaus. Denn immerhin sei es der einzige Heilige, der in der Ost- und der Westkirche gleichermaßen verehrt werde. Doch der ursprüngliche heilige Sankt Nikolaus habe wenig mit dem heutigen Weihnachtsmann gemein. Sein Aussehen habe er unter anderem von Knecht Ruprecht übernommen, einst der Unhold, der den Nikolaus begleitet und die bösen Kinder bestraft hat. Von ihm habe er die Mitra gegen die Zipfelmütze, den Hirtenstab gegen den Geschenksack, und die bischöflichen Schuhe gegen die schweren Stiefel getauscht.

„Dieser Mann hat seitdem eine Mordskarriere hinter sich“, sagte Hafner. Theologie und Volksglauben habe sich immer wieder vermischt, eine „Verstrickung unzähliger Legenden“ sei entstanden. Schon im sechsten Jahrhundert sei der Nikolaus erstmalig in einer Legende aufgetaucht. Damals habe ein gleichnamiger Bischof, eine rein fiktive Gestalt, drei im türkischen Myra zu Tode verurteilte Feldherren auf wundersame Weise das Leben gerettet. In der Westkirche kam dann später auch noch die Legende dreier Jungfrauen auf, die Nikolaus vor der Prostitution bewahrte. Die schönen Mädchen hatten nicht genug Geld für eine anständige Mitgift. „Ihr verzweifelter Vater sah sich gezwungen sie der Schande preiszugeben“, so Hafner. Nikolaus habe davon gehört und ihnen still und leise in der Nacht drei Säckchen voller Geld durchs Fenster geworfen. Einer glücklichen Heirat stand nichts mehr im Wege. So wurde Nikolaus auch zum Patron der Liebenden. „Das war sozusagen die erste Partnerbörse“, sagte Hafner. Daher komme unter anderem der Mythos, dass der Weihnachtsmann die Geschenke bringt, wenn alle schlafen.

Später im Mittelalter sorgte Luther nicht nur für die Reformation, sondern auch ganz ungewollt dafür, dass es im Dezember gleich zweimal Geschenke gibt. „Er sagte, man brauche Heilige wie den Sankt Nikolaus als Zwischenstationen zum Beten nicht mehr, sondern könne gleich selbst die Direktverbindung zu Gott aufnehmen“, so Hafner. Das Fest wurde auf Heiligabend, auf den Tag Christi Geburt, verlegt. Doch auch vom Nikolausfeiertag konnten sich die Menschen nicht trennen. Bis heute. Die Zuhörer dankten den informativen aber auch amüsanten Ausführungen zum Nikolaus mit reichlich Applaus. Marion Schulz

Marion Schulz

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