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Landeshauptstadt: „Die Krönung meines Lebens“

Entscheidung für Bau eines Landtags mit historischer Fassade findet in Potsdam breite Zustimmung, stößt aber auch auf Kritik

Entscheidung für Bau eines Landtags mit historischer Fassade findet in Potsdam breite Zustimmung, stößt aber auch auf Kritik Die Entscheidung des Landtags, auf dem Alten Markt bis 2011 ein neues Parlamentsgebäude mit der historischen Knobelsdorff-Fassade zu errichten, ist gestern in Potsdam auf breite Zustimmung gestoßen, jedoch sparten auch die Gegner des Projekts nicht an Kritik. Der Architekt Günther Vandenhertz vom Beirat Potsdamer Mitte war bei der Entscheidung im Landtag selbst dabei und sprach danach von „der Krönung meines Lebens“. Er blickte noch einmal zurück auf seinen mehr als fünfjährigen „Kampf“ für den Bau, an dessen Entwurf er maßgeblich beteiligt war. „Die Stadt bekommt ihr Zentrum wieder“, sagte Vandenhertz, der besonders die Verbindlichkeit der Entscheidung für die historische Fassade des Neubaus betonte und von einer „Initialzündung“ sprach. Die hohen Kosten von geschätzten 120 Millionen Euro seien zudem wichtig, um etwa die Bauwirtschaft und das Handwerk in der Region voranzubringen. „Wir werden darauf drängen, dass vor allem Firmen aus der Region Potsdam an dem Bau mitarbeiten“, so Vandenhertz. Der Beirat werde den weiteren Prozess beratend begleiten. In einer gemeinsamen Erklärung begrüßten zehn Potsdamer Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen ebenfalls den Beschluss zum Neubau. „Potsdam und das Land Brandenburg geben sich eine neue Visitenkarte“, heißt es in dem Schreiben, dass unter anderem von den Leitern der Fachhochschule Potsdam, des Nikolaisaals und des Moses Mendelssohn Zentrums für Europäisch-Jüdische Studien unterschrieben wurde. Der Neubau werde weitere Initiativen zur Entwicklung der Potsdamer Innenstadt auslösen. Zudem bedeute die Nachbarschaft des Landtags auch für die eigenen Häuser zusätzliches Potenzial. „Die Potsdamer Mitte wird sich zu einem Ort zeitgemäßer, lebendiger Demokratie entwickeln“, prophezeien die Unterzeichner. Dagegen beharren die Gegner des nun beschlossenen Neubaus weiter auf ihren Positionen. „Hier wurde eine große Chance verspielt“, sagte Hans-Jürgen Scharfenberg, Fraktionsvorsitzende der PDS in der Stadtverordnetenversammlung. Er hatte im Landtag gegen den Neubau gestimmt. „Parallel wurde darüber diskutiert, wie schlecht es dem Landeshaushalt geht, um dann doch die teuerste Neubauvariante zu beschließen“, kritisierte Scharfenberg. Die Entscheidungen würde bei den Bürgern wenig Verständnis hervorrufen und sei „völlig abgehoben“. Mit Blick auf den städtischen Haushalt sagte Scharfenberg: „Was die Stadt der Bau kostet, ist nicht bekannt – aber die dafür benötigten Mittel werden anderswo fehlen.“ Zudem sei die Verkehrslösung während der Bauzeit „problematisch“. Scharfenberg verwies auf seine Idee, den Landtag am Havelufer neu aufzubauen und nicht mehr an der Sanierung des Hauses am Brauhausberg festzuhalten. „Wir als PDS haben uns bewegt, die große Koalition nicht.“ Von der „schlechtestmöglichen Entscheidung“ sprach Axel Kruschat von der Fraktion Die Andere. „Warum hat der Landtag keinen Mut zu moderner Architektur und wählt die teuerste Variante überhaupt“, fragte Kruschat. Das Potential der Freifläche am Alten Markt sei mit dem Neubau verschenkt, da der neue Landtag für keine Belebung der Innenstadt sorgen würde. Dafür seien schon die Sicherheitsinteressen um das Gebäude herum zu groß. Seine Fraktion werde jedoch versuchen, die Diskussion um den Bau weiter am Leben zu halten. „Vielleicht gibt es bei den Abgeordneten doch noch ein Einsehen. Ganz optimistisch bin ich da aber nicht.“ Freude dagegen in der städtischen CDU-Fraktion: Ihr Fraktionsvorsitzender Götz Friederich sprach von einem einmaligen Zeitfenster, dass nun genutzt werden müsse, um die historische Mitte wiederzugewinnen. Es müsse jetzt darum gehen, ob der Landtag selbst Bauherr des neuen Gebäudes werde oder ob die Stadt das Grundstück am Alten Markt an einen privaten Investor vergebe. Er hoffe auf die „effektivste Lösung“, so Friederich. Es müsse zudem darauf ankommen, die jüngst gefundenen Schmucksteine des originalen Stadtschlosses wiederzuverwenden. Gleichzeitig hoffe er, dass potentielle Spender durch den Beschluss zu weiteren Geldspenden ermuntert würden. Henri Kramer

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