zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Die mit dem Herzen sieht

Karin Genrich, die „Powerfrau voller Ideen“, erhielt gestern das Verdienstkreuz der Bundesrepublik

Karin Genrich, die „Powerfrau voller Ideen“, erhielt gestern das Verdienstkreuz der Bundesrepublik Zu den Gratulanten gehörte auch Monika Traub. Bei ihr stand Karin Genrich, wie sie selber sagt, in den 80er Jahren „einmal im Monat auf der Matte“, um ihren ersten Modeladen in der Gutenbergstraße anzumelden. Monika Traub war im Rat der Stadt für Handel und Versorgung zuständig und eigentlich bestand für privaten Textilhandel in der DDR damals keine Möglichkeit, denn „die Warendecke war zu knapp“. Dennoch hat die „Powerfrau voller Ideen“ ihr Konzept 1987 durchbekommen – „weil sie mit ihrem Programm überzeugte“, erinnert sich Monika Traub, seit 1994 – so wandeln sich die Zeiten – Angestellte bei Karin Genrich. Gestern wurde die Existenzgründerin der allerersten Stunde, die Modeball-Organisatorin, die nunmehrige Präsidentin des Einzelhandelsverbandes Berlin-Brandenburg, die Trägerin des Mittelstands-Oscars 2001 sowie des renommierten Prix d’Europe mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), der die Auszeichnung in der Staatskanzlei vornahm, erinnerte in seiner Laudatio ebenfalls an „die schwierige Zeit, da Unternehmern noch der raue Wind“ entgegen blies. Aber Karin Genrich habe sich durchgesetzt, vor allem „mit ihrem wundervollen Charme“. Die „Anerkennung der um Volk und Staat erworbenen Verdienste“, wie es offiziell auf der von Bundespräsident Horst Köhler unterzeichneten Urkunde heißt, bekomme eine, „die es auch verdient hat“, erklärte der Ministerpräsident, der mit Karin Genrich auch gemeinsam hat, ein „bekennender Potsdamer“ zu sein. Dass die Geehrte seit zweieinhalb Jahren in Werder (Havel) wohnt, wie Werders Bürgermeister Werner Große gestern am Rande erwähnte, ändert an dieser Aussage wahrscheinlich gar nichts. Immerhin ist Karin Genrich derzeit mit drei Modeläden in der Landeshauptstadt präsent. Sie selbst erklärte, ihr beruflicher Erfolg „wäre ohne meinen Mann und die vielen Freunde, die mich ertragen haben“ nicht möglich gewesen. Im engeren Kreis widmete sie die hohe Auszeichnung ihrer Mutter, die am 1. Februar verstarb und am 24. April 90 Jahre alt geworden wäre. „Das war eine ganz starke Frau, die immer gesagt hat: Du schaffst es, lass’ dich nicht unterkriegen“, erklärte die 60-jährige Unternehmerin, die in Wurzen geboren wurde und seit 1966 in Potsdam aktiv ist. Nach dem Abitur wurde sie Dekorateurin, studierte Binnenhandel und angewandte Kunst, später schloss sie ein Studium als Diplom-Pädagogin ab. In ihrer Dankesrede zitierte Karin Genrich Guy de Maupassant, Erich Fromm und John F. Kennedy, doch einer ihrer Leitmotive stammt aus der Feder von Antoine de Saint Exupery, der seinen kleinen Prinzen sagen lässt: „Am Besten kann man mit dem Herzen sehen.“ Guido Berg

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false