zum Hauptinhalt
Elizabeth II. mit  Ministerpräsident Matthias Platzeck bei ihrer Ankunft am Potsdamer Hauptbahnhof im November 2004.

© Foto: dpa/Jockel Finck

Sie kam mit der S-Bahn aus Berlin: Als die Queen Potsdam besuchte – und in den Bahnhofspassagen empfangen wurde

Ihre Ankunft führte vorbei an einer Bäckertheke: Die Brandenburger waren begeistert von Elizabeth II. In Schloss Cecilienhof fühlte diese sich gleich wie zu Hause.

Potsdam - Die Kulisse für ihre Ankunft ist wenig königlich. Aber die Queen lächelt würdevoll-freudig die Bäckereiverkäuferinnen an, die ihre mit Käsekuchen gefüllte Verkaufstheke mit britischen Fähnchen dekoriert haben. Im blauen Kostüm mit Hut, begleitet vom damaligen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD), schreitet Elizabeth II. durch die Potsdamer Bahnhofspassen, wo ihr Schüler und das Landespolizeiorchester einen herzlichen Empfang bereiten.

Mit der S-Bahn aus Berlin – ein Panoramazug mit großen Fensterscheiben – war die britische Königin, die am Donnerstag im Alter von 96 Jahren gestorben ist, am 3. November 2004 angereist. Zu ihrem zweiten und letzten Besuch in Potsdam.

Etwa fünf Stunden verhalfen die Queen und ihr Gemahl Prinz Philip vor 18 Jahren der einstigen Garnisonstadt und dem benachbarten Stahnsdorf, wo Elizabeth den englischen Soldatenfriedhof besuchte, zu royalem Glanz. Wochen vorher war für den wichtigen Besuch alles auf Hochglanz poliert worden. Bis zuletzt wirbelten Handwerker im Schloss Cecilienhof.

Die Queen fühlte sich wie zu Hause

Die Wände im Konferenzsaal, wo im Sommer 1945 die drei alliierten Siegermächte die Nachkriegsordnung Europas besprachen, erhielten einen frischen weißen Anstrich. „Very Tudor!“, habe die Queen beim Anblick des Schlosses ausgerufen, berichtete Platzeck später, die Königin habe sich wegen des englischen Baustils dort gleich wie zu Hause gefühlt.

Die Königin übernahm 2015 die Patenschaft für einen Ziegelstein zum Wiederaufbau der Garnisonkirche.

© privat

Sie tafelte mit dem Kabinett und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens im Schloss. In der Tischrede, wird von geladenen Gästen erzählt, habe sie die Rolle Großbritanniens bei der „Förderung des Wohlstands in Brandenburg“ hervorgehoben, große britische Firmen hätten sich hier angesiedelt, angelockt vom „Können der Brandenburger und ihrer Bereitschaft, sich neuen Technologen zu öffnen“.

Den Potsdamer Wissenschaftler Hans Joachim Schellnhuber, Gründer des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, ehrte sie während ihres Staatsbesuchs, ernannte ihn zum „Honorary Commander oft the Most Excellent Order of the British Empire“.

Die Queen wird am Krongut Bornstedt von Schaulustigen begeistert empfangen.

© imago/Eckehard Schulz

Die Brandenburger waren begeistert von Ihrer Majestät. Als sie in ihrem Bentley am Krongut Bornstedt vorgefahren wurde, standen Hunderte Schaulustige parat, hofften auf ein Foto. Und tatsächlich, die damals 78-Jährige schritt zum Volk, nahm Blumen entgegen, hauchte ein „Thank You” und erklärte, dass es ihr eine Freude sei, wieder einmal in Potsdam zu sein.

An der Grabstätte ihrer Urgroßtante Kaiserin Victoria

1992, kurz nach der Wiedervereinigung, besuchte sie die Landeshauptstadt zum ersten Mal, trug sich ins Goldene Buch der Stadt ein. Mit dem Besuch von Schloss Sanssouci habe sich für sie „eine Hoffnung erfüllt“, wird die Monarchin zitiert. Zum Abschluss ihrer damaligen Deutschland-Visite besichtigte sie erstmals die Grabstätten ihrer Urgroßtante Kaiserin Victoria und von Friedrich dem Großen. Anschließend speiste sie mit dem ersten Brandenburger Ministerpräsidenten Manfred Stolpe (SPD). Teltower Rübchen, Seeteufel und Lachs.

Aber ich glaube, Brandenburg ist auch wichtig, nicht wahr?

Queen Elizabeth II.

Auch der jetzige Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) verbindet eine Erinnerung mit Elizabeth II. 2015 traf er sie bei ihrem Staatsbesuch in Deutschland in der britischen Residenz in Berlin. Auf seine Bemerkung, dass Berlin wichtig und Brandenburg schön sei, habe die Queen auf Englisch entgegnet: „Aber ich glaube, Brandenburg ist auch wichtig, nicht wahr?“ Elizabeth II. hat sich Deutschland und Brandenburg verbunden gefühlt, betont auch Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke.

Ihre Verbindung zu Potsdam ist dabei besonders unverbrüchlich, auch wenn sie 2015 nicht persönlich hier Station macht: Sie übernahm die Patenschaft für einen Ziegelstein für den Wiederaufbau der 1945 beim britischen Bombenangriff in der „Nacht von Potsdam“ zerstörten, später vom DDR-Regime gesprengten Garnisonkirche.  Eine Geste der Versöhnung.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false