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Historie zum Anfassen. Jann Jakobs (l.) und Freiherr von Ketteler mit Fotos der Neptungruppe.

© A. Klaer

Von Peer Straube: Die Rückkehr des Meeresdämons

Die Neptungruppe im Lustgarten bekommt eine weitere Skulptur wieder

Von Peer Straube

Innenstadt - Halb Mensch, halb Fisch. Der Oberbürgermeister kennt das. „Aus ,Arielle – die Meerjungfrau’“. Das, was in Jann Jakobs (SPD) vergnügliche Erinnerungen an den Disney-Klassiker wach werden lässt, sind drei Fragmente aus Sandstein. Sie gehörten einst zu einem Triton, einem Meeresdämon mit muskulösem Oberkörper und zwei schuppigen Schwänzen. Die Skulptur war Bestandteil der Neptungruppe im Lustgarten. Sie kündigte mit ihrem Muschelhorn die Ankunft des Meeresgottes Neptun und seiner Frau Thetris an, die gemeinsam auf einem von Wasserpferden gezogenen Muschelwagen unterwegs sind.

50 Jahre nach seinem Abbruch soll der Triton nun als dritte Skulptur der ursprünglich neun Figuren umfassenden Gruppe wieder an seinen angestammten Platz zurück. Der Rotary Club Potsdam „Alter Markt“ hat bei der Stiftung Preußisches Kulturerbe rund 60 000 Euro als Großspende locker machen können und will das Geld für die Wiederherstellung der Figur ausgeben. Als Originalteile existieren nur noch ein Arm, Teile des Schwanzes und der Kopf. Letzterer gereichte bis 2004 einem Privatgarten in Bergholz-Rehbrücke zur Zierde, die anderen Fragmente wurden bei der Freilegung des Brunnens ausgegraben, als der Lustgarten 2001 zur Bundesgartenschau hergerichtet wurde.

Eigentlich sollte der Triton schon vor fünf Jahren fertig sein, doch es gab Verzögerungen. „Auch, weil ich eine Weile nicht mehr in Potsdam war“, sagte Rudolph Freiherr von Ketteler vom Rotary Club gestern. Von Ketteler, seinerzeit Chef des Mercure-Hotels, ist der Initiator der Restaurierung der barocken Neptungruppe. Die Spende macht es nun möglich. In Kürze beginnt die Ausschreibung, bei der ein Bildhauer gefunden werden soll, der den Triton vervollständigt. Auf der Basis von historischen Fotografien soll der Künstler ein 1:1-Modell erstellen, das wiederum als Vorlage für die nötigen Ergänzungen dient. Ziel sei es, den kompletten Triton Anfang September wieder an seinem Platz aufzustellen, sagte von Ketteler.

Für den Rest will sich der Freiherr Zeit lassen. „Wir haben da keinen Stress“, sagte er. Zehn Jahre sei der Horizont, in dem er sich die Fertigstellung vorstellen könnte. Für die komplette Gruppe, die aus immerhin neun Figuren bestand, sind insgesamt rund 1,6 Millionen Euro nötig. Erst zwei Skulpturen sind bislang komplett – darunter ein weiterer Triton, der 2003 in einem Privatgarten in Kleinmachnow entdeckt worden war. Auch für die Zukunft hofft von Ketteler darauf, dass sich noch Originalteile der Neptungruppe anfinden. Wer solche besitze und zurückgeben möchte, müsse auch keine Angst haben, als Dieb dazustehen, betonte der Freiherr. Oft seien die Teile gerade dadurch, dass sie jemand mitnahm, der Zerstörung entgangen. Außerdem werde Anonymität zugesichert, wenn dies gewünscht sei. Doch auch, wenn sich jemand partout nicht von Originalteilen trennen könne, würde es schon helfen, wenn man einen Abguss machen könnte, sagte Potsdams Stadtarchäologin Gundula Christl.

Wenn der Triton fertig ist, will sich von Ketteler den beiden Nereiden zuwenden, die einst auf Delphinen reitend die Neptungruppe abschlossen. Lediglich einen Delphin gibt es noch, der Rest ist verschollen.

Von Kettelers größte Freude aber wäre es, eines der beiden „Seepferde“ in Angriff zu nehmen. Doch davon kostet jedes dreimal soviel wie der Triton – also 180 000 Euro. Wer spenden will, kann dies künftig direkt beim Eigentümer der Skulpturengruppe tun: der Stadt Potsdam. Gestern wurde eine Vereinbarung unterzeichnet, wonach die Stadt ein Spendenkonto einrichten wird.

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