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Hausdurchsuchung: Bei dem Großeinsatz der Polizei am Mittwochabend vor dem Hells-Angels-Klubquartier in Potsdam mussten sich die anwesenden Rocker teilweise auf die Straße legen. Laut Polizei verlief der Einsatz „ohne Widerstandshandlungen“.

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Hells Angels in Potsdam: Die Ruhe nach der Razzia

24 Stunden nach der Razzia war der Hells-Angels-Klub in der Charlottenstraße geschlossen, die Fensterläden heruntergelassen.

Potsdam - Und auch sonst deutete in der zwischen Linden- und Schopenhauerstraße nichts darauf hin, dass dort am Mittwochabend rund 200 Polizisten bei einer Razzia im Einsatz waren, um Vereinsräume von Potsdamer Rockern zu durchsuchen. Dafür kursierten im Internet Fotos von dem Großeinsatz, wegen dem die Charlottenstraße sogar für die Straßenbahn gesperrt worden war und den zahlreiche Schaulustige mit Handykameras aufgenommen hatten.

Brandenburgs Innenminister Dietmar Woidke (SPD) zeigte sich nach dem Einsatz gegen die Hells Angels zufrieden. Brandenburg habe „unverzüglich auf die jüngsten Entwicklungen innerhalb der Rockerszene reagiert“, sagte er am Donnerstag. Mit dem Einsatz sei ein klares Signal gesetzt worden, „dass Brandenburg nicht nur redet, sondern auch entschlossen handelt“.

Am Mittwoch war in Berlin eine Ortsgruppe der Hells Angels verboten worden. Zuvor waren offenbar mehrere Berliner Rocker nach Brandenburg gewechselt. Am Mittwochabend durchsuchten je 100 Polizisten aus Berlin und Brandenburg die Bar der Rocker in Potsdam. Die Polizei begründete die groß angelegte Aktion mit akutem Handlungsbedarf. Polizeiführer Kriminaloberrat Sven Mutschischk sagte: „Uns lagen Informationen vor, die darauf schließen lassen, dass bereits in der Vergangenheit im Objekt in der Charlottenstraße Absprachen getroffen wurden, die dem Vereinsverbot der Berliner Hells Angels MC entgegenstehen.“ Es habe Anhaltspunkte gegeben, dass dies auch Mittwochabend geplant gewesen sei, so Mutschischk.

Innenminister Woidke sagte, Brandenburg und damit auch Potsdam seien kein Rückzugsraum für Rocker aus Berlin: „Wer darauf setzt, ist schief gewickelt.“ Woidke kündigte an, den Rockern solle ihre Treiben weiterhin so schwer wie möglich gemacht werden. Peter Meyritz als Leiter der Polizeidirektion West betonte, rechtsfreie Räume im Land Brandenburg würden nicht geduldet. Rocker werden von Ermittlern mit Geschäften in Bereichen wie Prostitution, Waffen, Drogenhandel und Schutzgeld in Verbindung gebracht. Auch von Verbindungen zur Türsteher-Szene ist die Rede.

Bei der ohne Störungen verlaufenen Durchsuchung hatten die Ermittler 21 Rocker angetroffen, elf davon aus Brandenburg. Die anderen zehn Rocker kamen von zwei Bandidos-Clubs in Berlin, die sich zu Wochenbeginn aus Furcht vor einem Verbot aufgelöst hatten und den seit 2009 in Potsdam aktiven Hells Angels anschließen wollten.

Bei der Durchsuchung seien Axtstiele, fünf Macheten, eine schusssichere Weste, größere Mengen Pfefferspray und eine vierstelliger Bargeldbetrag sichergestellt worden, hieß es nach dem Einsatz. Mehrere Strafanzeigen wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz wurden aufgenommen, meldete die Polizei. Woher das Bargeld stammt, würde noch ermittelt. Innenminister Woidke sagte, die Waffenfunde würden einmal mehr belegen, dass es sich bei den Mitgliedern der Hells Angels keineswegs um harmlose Motorradfreunde handele. Festnahmen gab es bei der Razzia allerdings nicht. HK

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