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Landeshauptstadt: Die Schleiereule kehrt zurück

Attraktive Vogelart brütet erstmals seit Jahrzehnten wieder im Stadtgebiet

In Potsdam brüten wieder Schleiereulen. Dies wertet Manfred Miethke als beachtlichen Erfolg, denn die letzten Nachweise stammen aus den 1960er Jahren. Für die Wiederansiedlung hat sich Potsdams „Vogelvater“ mit dem Professorenehepaar Hans-Gerd und Hanna Löhmannsröben zusammengetan, das ein altes Bauerngehöft in Golm übernommen und saniert hat. Dabei wurden vor gut zwei Jahren am Hausgiebel und in der Scheune zwei Nistkästen für die Schleiereule angebracht.

Miethke war selbst überrascht, dass ein Kasten von den Vögeln sofort angenommen wurde. Zwei Junge wurden aufgezogen. Doch 2006 blieben die Eulen aus. Es schien, als seien die Bemühungen nur eine Eintagsfliege gewesen. Heute kann Manfred Miethke dies erfreut verneinen, denn in der Brutperiode 2007 kamen auf dem einstigen Golmer Bauernhof gleich zweimal Junge zur Welt, einmal vier und einmal fünf.

Damit besteht die begründete Hoffnung, dass die attraktiven Vögel mit dem herzförmig ausgebildeten Gesichtsschleier im Stadtgebiet und seiner Umgebung wieder heimisch werden. Die NABU-Fachgruppe Ornithologie, in der Miethke als Artensachverständiger wirkt, will diesen Prozess weiter fördern. Auch in der Kirche Golm – Kirchen sind neben Scheunen bevorzugte Brutplätze der Eulenart – wurde nunmehr ein Kasten angebracht, für Langerwisch steht dies bevor. Ein günstiger Standort wäre außerdem das Gotteshaus auf Nattwerder, darüber will Manfred Miethke mit der Kirchengemeinde sprechen.

Doch wieso haben die Schleiereulen nach Potsdam zurückgefunden? Der erfahrene Ornithologe sieht einen wichtigen Grund darin, dass in Golm wieder zwei Bauernwirtschaften bestehen, die beim Anbau weitgehend auf die „chemische Keule“ verzichten. Dadurch konnte der Bestand an Kleinsäugern zunehmen, die – besonders Mäuse – Hauptnahrung der 30 bis 40 Zentimeter großen, hell gefärbten Eulen sind.

Außerdem weist Manfred Mietkhe darauf hin, dass sich trotz Mülldeponie und anderer Eingriffe im Feuchtgebiet Golmer Luch wichtige Zonen naturnah erhalten haben. Wenn sie bewahrt und unter anderem durch Feuchthalten der restlichen Wiesen oder die Besetzung der Gräben mit Kopfweiden aufgewertet werden, bleiben sie ein bedeutender Lebensraum nicht nur für die Schleiereule, sondern auch für zahlreiche andere Vogelarten.

Der Ornithologe ist derzeit dabei, die Gewölle – ausgewürgte unverdauliche Nahrungsreste – der Golmer Schleiereulen zu analysieren. Da diese Vogelart erbeutete Mäuse im Ganzen frisst, können aus den Skeletten Folgerungen zum Bestand an Kleinsäugern in der Golmer Flur und seiner Entwicklung abgeleitet werden. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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