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Landeshauptstadt: Die Vorleserin

Ulla Kock am Brink lud gestern zur Märchenstunde in die Landesbibliothek

Innenstadt - Das Lächeln sitzt, auch wenn ihr eigentlich gar nicht danach zumute ist. Beim Volleyballspielen hatte sich Ulla Kocka am Brink einen Nerv eingeklemmt, deshalb musste sie am frühen Morgen zum Arzt. Der gab ihr eine Spritze in den Rücken und verschrieb ihr auch noch ein paar Tabletten. Nun fühle sie sich zwar völlig „high“, wie sie am Rande ihrer Lesung in der Landesbibliothek erzählt, aber so kann sie wenigstens einigermaßen schmerzfrei auf dem Stuhl neben dem eigens hergerichteten Tisch in der Kinder- und Jugendabteilung Platz nehmen.

Ulla Kocka Am Brink ist eine der vielen Prominenten, die im Rahmen des gestrigen bundesweiten Vorlesetages die Aktion „Gesicht zeigen!“ unterstützen. Diese soll für mehr zwischenmenschliche Toleranz und Zivilcourage werben und findet im Rahmen der Berlin-Brandenburgischen Märchentage statt. Etwa 50 Kinder haben sich angemeldet, um der Fernsehmoderatorin beim Vorlesen zuzuhören. Die 44-Jährige hat sich für zwei Geschichten von Hans Christian Andersen entschieden – jenem dänischen Dichter, dem die diesjährigen 16. Märchentage anlässlich seines 200. Geburtstags gewidmet sind, und der seine Kritik an der Oberflächlichkeit und dem Egoismus der Menschen gerne in kurze Geschichten und Gedichte packte.

Ob sie zuerst eine traurige oder eine lustige Geschichte hören wollen, fragt Ulla Kock am Brink die Mädchen und Jungs. Einen Moment lang weiß sie selbst nicht so recht, was sie angesichts der vielen unterschiedlichen Zurufe tun soll. Kurzerhand entscheidet sie: Zuerst die traurige Geschichte vom kleinen Mädchen mit den Schwefelhölzern, anschließend das heitere Stück über den Schweinehirten.

Auf ihre Rolle als Märchentante hat sich Ulla Kock am Brink gut vorbereitet. Mit Hingabe und Eifer liest sie den Erst- und Zweitklässlern die Geschichten vor. Hebt ihre Stimme an manchen Stellen. Flüstert kurz darauf wieder. Lässt sich auch dann nicht aus der Ruhe bringen, als ganz vorne in der ersten Reihe zwei Jungs anfangen sich zu kabbeln. Souveräner kann man die Rolle der Geschichtenerzählerin nicht spielen.

Es sei für sie eine Selbstverständlichkeit gewesen, sich als Wahlpotsdamerin an der Leseaktion zu beteiligen. „Kinder müssen wieder mehr für das Bücherlesen begeistert werden. Das setzt Fantasien frei und vermittelt ein Sprachgefühl“, sagt die schmerzgeplagte Fernsehfrau im Anschluss an die Märchenstunde und ist froh darüber, sich endlich eine Zigarette anzünden und nach Hause fahren zu können. Lächeln wird Ulla Kock am Brink an diesem Tag vorerst wohl nicht mehr müssen.

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