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Landeshauptstadt: Ehrenamt als Nische für Erwerbslose? Experten diskutierten im Haus der Natur

Innenstadt - Ein ehrenamtliches Engagement kann das psychische Befinden von erwerbslosen Menschen verbessern. Diese These stellte die Psychologin Katrin Rothländer gestern in einer Diskussion im Haus der Natur auf.

Innenstadt - Ein ehrenamtliches Engagement kann das psychische Befinden von erwerbslosen Menschen verbessern. Diese These stellte die Psychologin Katrin Rothländer gestern in einer Diskussion im Haus der Natur auf. Unter der Überschrift „Arbeitslos und noch ohne Beschäftigung?“ hatte Dirk Jacobi vom Verein Bildung und Qualifizierung in Europa dazu drei Expertinnen und einen Experten aufs Podium geholt.

Rothländer berichtete über ein Projekt in Sachsen, in dem Arbeitslose 14 Stunden monatlich bei einer pauschalen Aufwandsentschädigung von 78 Euro eine ehrenamtliche Tätigkeit über längere Zeit ausführten. Offenbar mit Erfolg.

In Potsdam gibt es in Form der Freiwilligenagentur in der Hermann-Elflein- Straße einen Anlaufpunkt für Menschen, die sinnvolle Beschäftigung suchen. Marlies Händel-Burkhardt von dieser Agentur berichtet, dass 38 Prozent der Interessenten arbeitslos seien. Für diesen Personenkreis sei es besonders wichtig, eine Tätigkeit zu empfehlen, die den spezifischen Interessen entsprechen und die ein gewisses Anspruchsniveau haben. „Ich will nicht mehr nur zu Hause sitzen“, sei eines der Motive, sich an die Freiwilligenagentur zu wenden. Gerade Menschen, die ihren Job verloren haben, suchen nach Neuem und da biete die Agentur gewisse Möglichkeiten.

Eine Bezahlung kann niemand im Ehrenamt erwarten. Trotzdem gibt es Überschneidungen mit den Ein-Euro-Jobs, für die Jörg Bindheim von der Potsdamer Arbeitsgemeinschaft zur Grundsicherung von Arbeitssuchenden (Paga) verantwortlich ist. Die Paga vermittelt ihre Klientel teilweise in Vereine, die ansonsten auf Ehrenamtliche angewiesen sind.

Heike Borchardt, Vorstand vom Hospiz e.V. berichtet, dass die sechs stationären Hospize des Landes auf ehrenamtliche Helfer angewiesen sind. 61 Menschen aus allen Berufs- und Altersgruppen, überwiegend Frauen, sind hier tätig. Sechs davon sind arbeitslos. Ein-Euro- Jobber seien die absolute Ausnahme, denn für die Hospizarbeit müsse eine ganz besondere Eignung vorliegen, die nicht durch finanziellen Anreiz motiviert sein dürfe, so Borchardt.

Am Ende der Diskussion wurde deutlich, dass der einfach scheinende Zusammenhang zwischen Ehrenamt und sinnvoller Beschäftigung Erwerbsloser sich viel komplizierter darstellt. Das Ehrenamt setzt nämlich eine überdurchschnittliche Motivation voraus und kostet überdies auch etwas, denn es fallen Fahrkosten und andere Aufwendungen an. Arbeitslose können sich ein Ehrenamt daher oft nicht leisten, so das ernüchternde Fazit. Günter Schenke

Günter Schenke

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