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Sport: Ehrgeiziges Zögern

Andreas Erm vom SC Potsdam lässt noch offen, ob er bei Olympia in Athen beide Strecken gehen wird

Andreas Erm vom SC Potsdam lässt noch offen, ob er bei Olympia in Athen beide Strecken gehen wird Rein formell steht einem Doppelstart des Gehers Andreas Erm vom SC Potsdam bei den Olympischen Spielen in Athen nichts mehr im Weg. Der 50-Kilometer-Dritte der Weltmeisterschaften von 2003 in Paris löste am späten Sonntagabend auch das Athen-Ticket über 20 Kilometer: Bei den Deutschen Meisterschaften in Hildesheim gewann er den Titel auf dieser Strecke in einer Zeit von 1:20:13 Stunden, mit der er die Olympianorm (1:21:00 h) klar unterbot. Wenn Andreas Erm trotzdem zögert, jetzt schon den von ihm selbst angestrebten Doppelstart anzukündigen, dann liegt das an seinem großen Ehrgeiz. „Wir überlegen noch. Ich muss erst einmal sehen, ob sich das für mich überhaupt lohnt“, sagte der 28-jährigen Schützling von Trainer und DLV-Teamleiter Ronald Weigel den PNN nach seinem ersten Saisonstart im Olympiajahr. Denn: „Wenn ich über beiden Strecken starte, will ich auch auf beiden richtig gut sein. Nur halbe Sachen mach ich nicht.“ Mit seinen 1:20:13 Stunden führt der Berliner in Diensten des SCP zwar die nationale Bestenliste an, international aber waren in diesem Jahr schon 13 Geher schneller als der Olympiafünfte von 2000 über die 20 Kilometer. „Ich stell mich nicht an den Start, wenn ich nur Zwölfter werden kann“, meinte er. „Dann wäre es schon besser, ich konzentriere mich ganz auf die 50 Kilometer.“ Erm weiß, dass er die kurze olympische Distanz der Geher schneller absolvieren kann als in Hildesheim. Seine persönliche Bestzeit steht seit dem Jahr 2000 bei 1:18:42 Stunden. „Die Zeit jetzt war nicht so doll“, räumte er selbst ein und erklärte dann: „Ich hatte vorher ein paar Verletzungsprobleme und wusste selbst am Sonntag noch nicht genau, ob ich überhaupt starten kann und bis ins Ziel durchkomme. Unterwegs ging es dann ganz gut und ich war schnell, aber nach hinten heraus kamen die Schmerzen. Daher bin ich die letzten fünf Kilometer etwas lockerer gegangen, weil ich mich nicht total kaputt spielen wollte und auf die Schmerzen gehört habe.“ Überhaut angetreten sei er, „weil ich wusste, dass ich schnell sein kann, und weil ich das den anderen deutschen Gehern auch noch einmal zeigen wollte.“ Verletzungs- bzw. krankheitsbedingt hatte Erm die Wettkämpfe vor Hildesheim absagen müssen. „Mir fehlen bisher internationale Vergleiche, daher ist es für mich auch schwer, Prognosen für die 50 Kilometer abzugeben“, erläuterte der Geher. „Ich brauche noch ein paar Tests, um von denen meine Form ableiten zu können.“ Am kommenden Wochenende könne er zu einem 10-km-Gehen im polnischen Krakau antreten, „aber es ist noch nicht klar, ob es mit den Flugtickets dorthin klappt. Und mit Auto oder Bahn werde ich nicht anreisen, weil je ein Tag An- und Abreise für mich zu viel Aufwand für eine Zehn wären.“ Wie Erm überhaupt all seine Zeit der Olympia-Vorbereitung unterordnet. „Ich habe deshalb bis Athen auch alle PR-Termine abgesagt.“ Mit Ronald Weigel wird Andreas Erm noch in Oberhof und auf den bulgarischen Belmeken trainieren, ehe es zu Olympia geht. Dann wird – auch nach Beratungen mit dem Nationalmannschaftsarzt – längst klar sein, ob der derzeit beste deutsche Geher nur über die 50, oder auch über die 20 Kilometer antreten wird; so wie sein Coach 1988.

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