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Landeshauptstadt: Ein Hotel im Park Sanssouci

Potsdam aufkaufen und in den Ruin treiben: Es gibt eine Lokal-Version des Spielklassikers „Monopoly“

Wäre Potsdam ein Monopoly-Spielplan, wo läge dann die Schlossallee? Wäre es die Seestraße am Heiligen See, die Schwanenallee oder vielleicht die Gregor-Mendel-Straße? Alles falsch. Jedenfalls gibt die Potsdam-Edition von „Monopoly“, die die Spielefirma „Winning Moves“ jetzt auf den Markt gebracht hat, eine andere Antwort: Am teuersten ist der Park Sanssouci – auch wenn er mit 400 Euro noch zum Schnäppchenpreis an die Spieler verkauft wird. Der günstigen Badstraße gleich hinter dem „Los“-Feld entspricht in Potsdam demnach Alt Nowawes.

Es ist bereits die 67. Städteausgabe des Spieleklassikers, erklärt Michael Tschiggerl, Sprecher von „Winnning Moves“. Besonders in Städten mit historischen Stadtkernen und Tourismus seien die Lokalausgaben ein „beliebtes Produkt“, berichtet er. Für die Spezialausgaben habe der neun Jahre alte Spieleverlag mit Sitz in Düsseldorf eine Lizenz vom Markeninhaber „Hasbro“ erworben. Deshalb können sie im Original-Monopoly-Design erscheinen.

Neu benannt werden dabei nicht nur die Straßen, sondern auch die Bahnhöfe: Aus dem Südbahnhof wird der Bahnhof Medienstadt Babelsberg, aus dem Nordbahnhof der Hauptbahnhof. Neben der Schiffbauergasse, der Mittelstraße, der Breiten Straße, Brandenburger Straße und der Ribbeckstraße sind auch die Freundschaftsinsel und die Russische Kolonie vertreten. Mit Glück und Taktik können die Mitspieler dort nach den gewohnten Monopoly-Regeln Grundstücksimperien aufbauen und ihre Mitspieler mit steigenden Mieten in den Ruin treiben.

Das nämlich ist die Grundidee des 1904 von Elizabeth Magie Phillips entwickelten und patentierten Spiels. Die streng religiöse US-Amerikanerin Phillips wollte damit zeigen, wie antisozial Monopole wirken. Das Spiel verbreitete sich anfangs vor allem unter amerikanischen Studenten, die den Spielplan jeweils veränderten und mit örtlichen Straßennamen nachbauten.

Die erste deutsche Ausgabe erschien in den 1930er Jahren – mit Berliner Straßennamen. Das Spiel wurde aber vom Nazi-Propagandaminister Joseph Goebbels 1936 als „jüdisches Schacher- und Wucherspiel“ verboten. Während in der Bundesrepublik im Jahr 1953 die Version mit Phantasie-Straßennamen herauskam, blieb „Monopoly“ für DDR-Bürger verboten – trotzdem kursierten selbstgebastelte Versionen. Mittlerweile wird das Spiel nach Angaben des Herstellers in 37 Sprachen und über 103 Ländern verkauft.

Was die Spielemacher der neuen Potsdam-Edition nicht wissen konnten: Der im Spielverlauf angestrebte Hotelbau an Plätzen wie dem teuren „Park Sanssouci“ wäre in der Praxis unmöglich – nicht zuletzt, weil die Schlösserstiftung auf den Sichtachsen beharrt und der Welterbestatus in Gefahr käme. Hier tun sich allerdings eine Reihe von Möglichkeiten für Potsdam-typische „Ereigniskarten“ auf: Denkbar wären etwa Ereigniskarten, in denen sich die Denkmalpflege einschaltet oder die Schlösserstiftung mit einer neuen Parkordnung zuschlägt – und Radfahrer mit Bußgeldern belegt oder Fotografen direkt ins Gefängnis schickt. Es gäbe also genügend Ideen für eine nächste Edition des Spieles. JaHa

Das Potsdamer Monopoly zum Preis von 34,90 Euro zuzüglich Versandkosten kann  im PNN-Shop  bei  Karstadt oder unter  www.pnn.de/shop  bestellt   werden.

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