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Aus dem GERICHTSSAAL: Eine Art Hilfeschrei?

16-Jährige wegen versuchten Mordes vor Gericht

Aus dem GERICHTSSAAL16-Jährige wegen versuchten Mordes vor Gericht Mit ihren langen blonden Haaren und den engen Jeans wirkt Madeleine G. wie ein ganz normaler Teenager. Dass die 16-Jährige möglicherweise Probleme mit sich herumschleppte, die über das in diesem Alter übliche Maß hinausgingen, merkte ihr offensichtlich keiner an. Die Potsdamerin soll versucht haben, ihre Klassenlehrerin zu töten – so sieht es jedenfalls die Staatsanwaltschaft. Seit dem vergangenen Mittwoch muss sich das Mädchen aus einer kinderreichen Familie wegen versuchten Mordes vor der Jugendstrafkammer des Landgerichts verantworten. Zuschauern ist der Zutritt verboten. Rückblende: 21. Januar 2004, 13.37 Uhr: Bei der Polizeileitstelle geht ein anonymer Anruf ein. Die weibliche Stimme am anderen Ende scheint verstellt. Sie kündigt an: „In 15 Minuten wird eine Lehrerin an der Theodor-Fontane-Schule sterben.“ Am nächsten Tag – unmittelbar nach dem Ende der 7.Stunde – soll Madeleine G. dann versucht haben, ihrer Klassenlehrerin, die auch Englisch unterrichtet, ein Messer in den Bauch zu rammen. Motiv der geplanten Bluttat seien Frust und Hass auf die Pädagogin gewesen, der sie die Schuld für ihre schlechten Leistungen gab. Mitschüler, vor denen sie sich zuvor gebrüstet haben soll, die Lehrerin abzustechen, hätten Madeleine G. beim Verlassen des Klassenraums von der Frau abgedrängt und so Schlimmeres verhindert. Doch weder die Pädagogin noch die Zehntklässler wollen an jenem Tag ein Messer bei dem als introvertiert und schwierig geltenden Mädchen, das bereits beim Ladendiebstahl erwischt wurde, gesehen haben. Das potenzielle Opfer glaubt an einen Hilfeschrei ihrer ehemaligen Schülerin. „Ernsthaft verletzen wollte sie mich nie“, sagte sie am ersten Verhandlungstag auf dem Gerichtsflur. Auch Jürgen Möwes, Leiter der Theodor-Fontane-Gesamtschule in der Waldstadt II, dementierte den Anklagevorwurf gegenüber PNN vor Prozessbeginn. „So stimmt das einfach nicht.“ Tatsache sei, dass Madeleine den Mord bei der Polizei androhte. Allerdings habe die Lehrerin von dem vermeintlichen Angriff auf ihr Leben überhaupt nichts mitbekommen. Der Schulleiter wollte dennoch Sicherheit, informierte die Polizei. Die entdeckte im Turnbeutel des Mädchens wirklich ein Messer. Seitdem befindet sich Madeleine G. in einer Einrichtung für jugendliche Straftäter in Frostenwalde. Mitarbeiter dieser Institution waren gestern als Zeugen geladen. Madeleine absolvierte hier den Abschluss der zehnten Klasse, schaffte sogar eine Vier in ihrem Problemfach Englisch. Auch die Vertreterin der Jugendgerichtshilfe kam zu Wort. Am morgigen Mittwoch wird sich der psychiatrische Gutachter Dr. Lammel zur Frage der Schuldfähigkeit der Angeklagten äußern. Bejaht er diese und sollte sich der Tatvorwurf erweisen, drohen Madeleine G. bis zu zehn Jahre Jugendstrafe. Das Urteil wird für den 1. Dezember erwartet. Hoga

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