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Das Landtagsschloss: Eine Ehrenrettung

Peter Tiede über die Leistung des Landtagsarchitekten Peter Kulka.

Man soll sich die schönen Dinge im Leben ja nicht vermiesen lassen von ein paar tumben Gestalten am Wegesrand. Daher gilt es, bei allem, was rund um die Übergabe des Landtagsschlosses in der vorigen Woche mal wieder auf schiefe Ablaufbahnen gelenkt wurde von der brandenburgischen Politik- und Verwaltungselite, doch unbedingt noch einen zu würdigen, der diese Stadt und das Land Brandenburg beschenkt hat mit einem grandiosen Bau, der einem Lust macht auf einen Parlamentsbesuch – oder zumindest auf den Besuch des Hauses und der öffentlichen Kantine im Dachgeschoss: Peter Kulka, der Architekt. Was Kulka geschaffen und geleistet hat, ist so etwas wie die Potsdamer Quadratur des Kreises: Er hat außen den Potsdamern ihr Stadtschloss wiedergegeben, also die historische Fraktion bedient. Und innen! Erhabene Sachlichkeit – vom Schönsten. Man kennt das von Kulka aus dem Riesensaal im Dresdener Residenzschloss: gebaute Versachlichung, Versöhnung von Alt und Neu. Dabei der Anbiederung ans Zerstörte zu widerstehen und gleichzeitig das eigene – nicht kleine – Ego des Künstlers zurückzunehmen: Bescheidenheit.

Gelungen ist ihm und dem Baukonzern BAM ein Ort der Versöhnung zwischen dem alten Preußen und dem demokratischen Deutschland. Mit einem Übergang, der es bei genauer Betrachtung in sich hat: Das Knobelsdorffsche Treppenhaus, der Hauseingang vom Hofe aus. Kulka hat sich geweigert, dort das alte, verspielte Geländer nachzumachen und hat es ersetzt durch eine weiße, geschwungene Geländerwand. Unter den vier Deckenecken vier historische Atlanten. Alt und Neu, der Übergang vom historisierten Draußen ins moderne Innen; von einer beeindruckenden Selbstverständlichkeit, die Geschichte und vergangene Pracht, aber auch die Kriegswunde anklingen lässt und die auf die pure Funktion vorbereitet, die mit dem Pförtner- und Schleusenbereich folgt. Und von dort dann der Übertritt gen Treppenhaus und Plenarsaal-Foyer über Marmor – und im Saal wieder: Purismus. Das alles: stolz, selbstbewusst aber zurückgenommen. Keine falsche Bescheidenheit, kein folkloristisches Preußisch-sparsam. Marmor mit Selbstverständlichkeit und die Reduktion auf das nötig Sichtbare. Darauf bedacht, zwar gebraucht, aber eben mit Bedacht benutzt zu werden. Nichts wird behauptet, was nicht ist. Nichts ist, was nicht muss.

Ein zutiefst anrührender, versöhnender Bau. Chapeau! Und danke.

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