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Eine Konferenz zum 10-jährigen Jubiläum des AEI

Eine Konferenz zum 10-jährigen Jubiläum des AEI Das Albert-Einstein-Institut (AEI) rief, und die 200 weltweit führenden Wissenschaftler aus den unterschiedlichsten Fachgebieten der Gravitations- und Astrophysik versammelten sich in der ersten Aprilwoche anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Speziellen Relativitätstheorie und des 10-jährigen Bestehens des Instituts in Potsdam. Einer von ihnen, Sir Martin Rees, Professor am Trinity College/Cambridge und Träger des seltenen Titels „Royal Astronomer“ Ihrer britischen Majestät eröffnete im gut besetzten Audimax der Uni „New horizons in cosmology and gravity“. Eine Kapazität seines Faches, mag sich der renommierte Wissenschaftler populärwissenschaftlichem Arbeiten nicht verschließen. Es gehe ihm darum, einem breiten Publikum einen verständlichen Zugang zum Thema zu ermöglichen. Schließlich sei nur einer unter 10 000 Menschen ein ausgebildeter Astronom. Mit anderen Worten: Der Mann hat ein Herz für Laien. Wer jedoch mit Disziplinen wie Astrophysik und Kosmologie die aus mannigfaltigen medialen Science Fiction-Fantasien bekannten Zukunftsvisionen verbindet, erlebt gleich zu Anfang des Vortrages eine Überraschung. Die Beschäftigung mit fernen Galaxien, so Rees, heißt in erster Linie in die Vergangenheit blicken, sogar bis in eine Zeit, in der die Erde noch nicht existierte. Das geschieht mithilfe von Versuchen, Mikrowellen unterschiedlicher Frequenzen aufzufangen, die als Resonanz des Urknalls diesen nicht nur beweisen, sondern auch Einsteins Gravitationswellentheorie belegen könnten. Modernste Lasertechnologie, mit der Rees allerdings in Form eines kaputten Laserpointers zumindest temporär so seine Probleme hatte, spielt dabei eine wichtige Rolle. LISA (Laser Interferometer Space Antenna), ein Jointventure von ESA und NASA, soll mithilfe von fünf Millionen Kilometern Laserlichtarmen Änderungen in der Gravitationswellenlänge auffangen und damit den Nachhall des längst vergangenen Urknalls „hören“ können. Zukunftsmusik ist dagegen die Sonde „Darwin Planet Finder“, die möglicherweise ab 2014 ferne Welten, unter denen sich auch erdähnliche befinden könnten, aufspüren wird. Weltraumteleskop Hubble aber fotografiert schon heute entfernte Galaxien und schwarze Löcher, oder genauer gesagt das, was von ihnen angezogen wird – Bilder, die Einstein in seinem Verständnis der Tatsache, dass unsere Galaxie nur eine von vielen ist und das es abgesehen von der Gravitation weitere entscheidende Kräfte gibt, bestärkt hätten. In der Suche nach einer kosmischen Konstante aber irrte das Universalgenie, indem er das Vorhandensein dessen, was heutige Astrophysiker als „dunkle Materie“ in ihre Kalkulationen einbeziehen, nicht berücksichtigte. Quantenfeldtheorie und Allgemeine Relativitätstheorie können bislang die Ursprünge des Universums nicht erschöpfend erklären, da sich diese beiden fundamentalen Eckpfeiler in Teilen widersprechen. An der Vereinigung beider Theorien, die bereits Einstein selbst umtrieb und die eine Art „Weltformel“ darstellen würde, arbeitet am AEI, dessen Arbeit durch die Integration der gesamten Bandbreite der Gravitationsphysik ein weltweites Novum darstellt, die Abteilung Quantengravitation und vereinheitlichte Theorien unter der Leitung von Prof. Dr. Hermann Nicolai. Die Ergebnisse dieser Forschungen könnten unsere Vorstellungen von Raum-Zeit und Materie nachhaltig verändern, was nicht nur für die Naturwissenschaft, sondern auch für die Philosophie vollkommen neue Richtungen aufzeigen würde. So spricht dann auch Prof. Martin Rees vor dem gebannten Publikum von der möglichen Existenz von Paralleluniversen, in denen andere physikalische Gesetzmäßigkeiten als die uns bekannten denkbar sind. Ein Verständnis für die Phänomene des Universums aber könne nur aus dem gedanklichen Zusammenbringen von Mikrokosmos, dem sehr Kleinen, und den „großen“ kosmologischen Phänomenen resultieren. Ob die Fusion der widersprüchlichen Theorien gelingen kann, das steht buchstäblich noch in den Sternen. Doch selbst wenn ist sie nur eine der großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, denen das Albert Einstein Institut sich in Zukunft mit erweiterten Räumlichkeiten – ihr Grundstein wurde vergangenen Woche gelegt – stellen wird. Denn die Herausforderung der Komplexität bleibt. Moritz Reininghaus

Moritz Reininghaus

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