zum Hauptinhalt

Homepage: Eli und seine Freunde

Buchkunstpreis für „Café der Tiere“ der Potsdamer Pädagogik-Professorin Gerheid Scheerer-Neumann

Eli Elefant ist Kellner, sein erster Gast im „Café der Tiere“ ist Mia Maus, sie möchte Mais essen. Dann tritt Ari Ameisenbär ein. Er bestellt Ameisen, die jedoch fliehen können. Die Geschichte und die Hauptdarsteller des Kinder- und Lernbuchs „Café der Tiere“, das 2006 unter fast 1000 Einsendungen mit dem Buchkunstpreis der Frankfurter Stiftung Buchkunst ausgezeichnet wurde, musste simpel sein. Dahinter steckt jedoch ein ausgefuchstes pädagogisches Konzept, an dem die beiden Autoren, Gerheid Scheerer-Neumann und ihre Doktorandin Carola Schnitzler, die zudem ausgebildete Logopädin ist, lange gefeilt haben.

Lesen zu lernen ist gar nicht so einfach, weiß Gerheid Scheerer-Neumann vom Institut für Grundschulpädagogik der Uni Potsdam. Stand der Forschung ist, dass neben der Buchstabenkenntnis die Fähigkeit zur Gliederung der gesprochenen Sprache in Silben und Laute für den Erfolg beim Lesenlernen entscheidend ist. Diese sogenannte „phonologische Bewusstheit“ sollte zum Schulanfang bei den Kindern in Ansätzen vorhanden sein; fehlt sie, kann es zu Lernverzögerungen oder Lernproblemen wie der Lese-Rechtschreib-Schwäche kommen.

Aber warum funktionieren viele der sogenannten ABC-Bücher, die den Vier- oder Fünfjährigen mit Hilfe von Bildern und Namen die ersten Buchstaben näher bringen sollen, nicht richtig? In einem Seminar mit ihren Studenten analysierte die studierte Psychologin diese Erstlesebücher zunächst. Es wurde klar, dass selbst bei so einfachen „Texten“, die im Grunde nur die Buchstaben abbilden und sie mit Tierbildern verknüpfen, deren Name mit dem gleichen Buchstaben beginnt, Übersetzungsprobleme auftreten. Scheerer-Neumann zeigt auf ein pelziges Wesen mit großen Augen und langem Schwanz, das sich um den rechten Fuß des Buchstabens „M“ windet. Die Zeichnung ist sehr kunstvoll. Welches Kind, das gerade lesen lernt, weiß aber, dass das ein Maki sein soll? Oder das Tier, mit dem man sich das „N“ merken soll. Eine große Gans auf langen Füßen. Richtig wäre: Nandu. Zumindest in unserem Kulturkreis nicht das gängigste Geflügel. Ein anderes Beispiel, das die Professorin mit zwei erwachsenen Kindern auf die Idee zu ihrer preisgekrönten Publikation brachte, zeigt für das „H“ Harry, das Nilpferd, weil im Englischen Nilpferd mit „Hippopotamus“ übersetzt wird. Auf Deutsch müsste Harry wohl eher Norbert heißen, um Sinn zu machen. Aber auch rein deutsche Ausgaben machen Fehler. Der Buchstabe „E“ wird mit dem Bild eines „Eises“ verbunden. „Eis“ aber beginnt mit einem ganz anderen Laut, dem „ai“ und nicht mit dem klaren „e“ aus Elefant.

Die Professorin und ihre Co-Autorin fassten also den Entschluss, ein Buch zu entwerfen, das sowohl lehrreich, als auch ansprechend gestaltet sein sollte. Die Idee, Eli den Elefanten in einem Café kellnern zu lassen, stammt von Scheerer-Neumanns Kindern. Als diese im Vorschulalter waren, besuchte man die Großmutter. Und hatte mal wieder das Spielzeug vergessen. Eli und seine Freunde wurden erfunden und der Reihe nach bedient. Stundenlang.

Die beiden Autorinnen gehen dabei behutsam vor. Nur die 16 leicht herauszuhörenden und gut unterscheidbaren Laute oder Buchstaben wurden illustriert. Man fand dafür einen Verlag, in dem die Idee von dem Illustrator Axel Nicolai und der Grafikerin Katrin Gerstle eine sympathische Umsetzung erfuhr.

Nun wird zunächst auf der linken Seite von einem Tier der Buchstabe eingeführt, auf der rechten werden dann die Charaktere weiter vorgestellt. Mia, die Maus, malt am liebsten Sachen, die mit „M“ beginnen. Unter einer Papierklappe wird jeweils die Lösung des Rätsels gezeigt. „Mühle, Mond, Meer“. „Das Buch sollte interaktiv mit den Eltern gelesen werden“, erläutert Scheerer-Neumann. Denn die Laute aus den Wörtern heraus zu hören ist schwierig, weil diese zum Teil miteinander verwoben sind.

Man sollte, mahnt die Pädagogin, die Buchstaben immer als Laut, und nicht als Buchstabennamen vorlesen. Also nicht „Em“ bei Maus Mia sondern „m“, um die Kinder nicht zu verwirren.

Mit der Auszeichnung für eines der schönsten Bücher des Jahres 2006 haben die Professorin und ihr Team nicht gerechnet. Die Idee soll in Zusammenarbeit mit dem Verlag nun auch noch ausgebaut werden. Ein Kartenspiel, auf dem die drolligen Figuren um Eli, den Elefanten, wieder auftauchen, wird im Februar 2007 erscheinen. Nur einen Wermutstropfen gibt es für die Potsdamer Wissenschaftlerin. Das nützliche wie hübsche Buch ist nicht über den Buchhandel zu beziehen. Entweder man wendet sich an den Verlag oder aber bestellt über das Internet.

Gerheid Scheerer-Neumann, Carola Schnitzler: „Café der Tiere“, 16,50 Euro, Friedrich Verlag: www.friedrichonline.de.

Matthias Hassenpflug

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false