zum Hauptinhalt

Homepage: Erd- und Seebeben auf der Spur Leibniz-Kolleg 2006 mit

Prof. Xavier Le Pichon

Wie in den vergangenen zehn Jahren kann das Potsdamer Leibniz-Kolleg auch in diesem Mai wieder mit dem Vortrag eines international anerkannten Wissenschaftlers auf sich aufmerksam machen. Am 18. Mai (18 Uhr, Audimax der Universität Potsdam) wird der renommierte Forscher Prof. Xavier Le Pichon vom Collège de France, Paris über das Sumatra-Erdbeben vom Dezember 2004 in Potsdam sprechen. Seit nunmehr zehn Jahren veranstaltet das Potsdamer Leibniz-Kolleg eine hochkarätig besetzte öffentliche Veranstaltungsreihe zu aktuellen wissenschaftlichen Themen. Das Kolleg will damit naturwissenschaftliche Forschung für einen breiten Kreis von Zuhörern wahrnehmbar und interessant machen. Die gewählten Themen greifen gerade solche – auch in Potsdam vertretene – Forschungsgebiete auf, in denen in allernächster Zeit wichtige Entdeckungen erwartet werden.

In diesem Jahr geht es um die Geodynamik, die Entstehung und Früherkennung von Erdbeben und Tsunamis sowie deren gesellschaftliche Auswirkungen. Der Festredner Xavier Le Pichon ist einer der Mitbegründer der Theorie der Plattentektonik. Nach dieser Theorie ist die Erdkruste keine durchgehende Schale, sondern sie besteht aus rund 20 Platten, die sich relativ zu einander bewegen. An den Plattengrenzen kann es zu Erd- oder Seebeben kommen. Die von Le Pichon entwickelten Methoden erlauben es heute, die Entstehung und Verteilung von Erd- und Seebeben besser zu verstehen und die Lage von Ozeanen und Kontinenten in der Vergangenheit zu rekonstruieren.

Xavier Le Pichon ist neben seiner Professur am Collège de France (Paris) auch Mitglied der Académie des Sciences und der National Academy of Sciences, USA. Über die Fachwelt hinaus finden seine Forschungsarbeiten am „System Erde“ ein weites Echo. 2002 war er der weltweit meist zitierte Wissenschaftler. Xavier Le Pichon entwickelte als Erster ein auf quantitativen Analysen und sphärischer Geometrie beruhendes globales Modell der Plattentektonik. 1968 konstruierte er eine Weltkarte mit den Relativbewegungen, Rotationspolen und Winkelgeschwindigkeiten der größten sechs Platten. Die von ihm entwickelte Methodik stellt die Grundlage zum Verständnis der Erdbebenverteilungen dar und erlaubt die Lage von Ozeanen und Kontinenten in der Vergangenheit zu rekonstruieren.

Darüber hinaus wurde Le Pichon mit dem Einsatz von Tauchbooten zu einem der führenden Erforscher der Tiefseeböden. 1973 nahm er an Studien auf mittelozeanischen Rücken mit ihren Hydrothermalquellen teil. Er erweiterte die Methode auf Tiefseegräben im östlichen Mittelmeer und im Pazifik östlich von Japan. Erstmals wurden so nicht nur auseinander driftende sondern auch sich aufeinander zu bewegende Plattenränder untersucht. Auch die Rolle der Fluide – Bestandteile der Erdkruste, die sich unter hohem Druck und bei hohen Temperaturen verflüssigen, analysierte Le Pichon.

Seit den 90er Jahren nutzt Xavier Le Pichon neue, satellitengestützte geodätische Methoden, um die zwischen zwei Erdbeben entstandenen Deformationen besser erklären und quantifizieren zu können. Le Pichon ist Träger mehrerer Ehrendoktorwürden und zahlreicher internationaler Preise. Für seine Arbeiten erhielt er beispielsweise 1991 die Wollaston-Medaille der Geological Society London. Kix/SM

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false