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Sport: Erfahrene Ersatzkanutin

Manuela Mucke hat nur Minichance / Katrin Wagner fast sicher im Einer / Birgit Fischer macht weiter

Manuela Mucke hat nur Minichance / Katrin Wagner fast sicher im Einer / Birgit Fischer macht weiter Manuela Mucke vom KC Potsdam ist eine clevere Kanutin. Eine, die nach zwanzig Jahren Paddeln auf einen reichen Erfahrungsschatz zurück blicken kann. Eine, die in Atlanta und Sydney Olympiasiegerin wurde und vier Weltmeistertitel gewann. Eine, die weiß, wann man jubelt und wann man die Zähne zusammenbeißt und kämpft. So wie jetzt, in ihrer neuen, eigentlich undankbaren Rolle als Ersatzfrau für die deutsche Kanu-Olympiaflotte. Wenn vom deutschen Viererkajak Birgit Fischer, Carolin Leonhardt (beide Mannheim), Maike Nollen (Berlin) und Katrin Wagner (Potsdam) bis zum 22. August niemand verletzt oder erkrankt ausfällt, kann die 29-Jährige die Spiele in Athen nur vorm Fernseher verfolgen. Trotzdem bereitet sie sich derzeit mit dem 17-köpfigen Olympia-Aufgebot des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV) in Kienbaum vor. Zwar nur im Einer, „was vom Kopf her nicht einfach ist“, wie sie gesteht. „Aber ich habe jetzt ein Ziel, und das heißt, die Mannschaft zu unterstützen. Bis zum 20. Juli werde ich mit bestmöglichen Leistungen parat stehen, falls jemand von den Frauen ausfällt – was ich niemandem wünsche –, um meine letzte Olympia- Chance zu wahren.“ Am 20. Juli reist die DKV-Flotte von München nach Athen und Mucke nach Potsdam. Bis zum 22. könnte sie noch nachfliegen und akkreditiert werden. Fällt danach eine deutsche Kanutin aus, platzt zumindest der Vierer und damit eine deutsche Gold-Hoffnung. Die Spekulationen über die Nicht-Berücksichtigung Manuela Muckes – viertschnellste Paddlerin der Nominierungsrennen für Athen – schießen ins Kraut, was DKV-Chefbundestrainer Josef B. Capousek – der bei Olympia insgesamt sechs Medaillen gewinnen möchte – schon zu nerven scheint. „Ich will nicht, dass der Unterton entsteht, wir hätten Mucke rausgemobbt“, sagte er gestern in Kienbaum. „Wir haben uns für Nollen statt Mucke entschieden, weil Nollen über mehr Schnellkraft verfügt, beim Vortrieb pro Schlag besser ist und zehn Kilo weniger wiegt.“ Argumente, „die ich akzeptieren muss“, räumt die Potsdamerin ein. Und lächelt, obwohl man ahnen mag, wie groß die Enttäuschung an ihr nagen muss. Katrin Wagner ist froh, dass ihre Klubkameradin das Angebot, sich als Ersatzfrau weiter mit vorzubereiten, annahm. „Ansonsten hätte ich ihr in den Allerwertesten getreten“, flachste sie, „denn wir trainieren jetzt sechs Jahre zusammen und ich brauche sie an meiner Seite, gerade auch jetzt in der Vorbereitung auf Athen.“ Auf der Regattastrecke Schinias soll Wagner neben dem Vierer auch den Einer über die 500 m paddeln. „Um dabei eine Medaille zu gewinnen, muss ich angesichts der Konkurrenz aber noch anderthalb Sekunden schneller werden“, weiß sie. Damen-Bundestrainer Detlev Hummelt erklärte währenddessen: „Wer bei Olympia den Einer fährt, wird sich erst in München zeigen.“ Um später zu versichern: „Wagners Chancen dafür sind sehr gut.“ Auch von Birgit Fischer – mit bisher siebenmal Gold und dreimal Silber bei fünf Olympischen Spielen erfolgreichste deutsche Olympiateilnehmerin aller Zeiten – erhielt die Potsamerin Rückendeckung: „Katrin ist unsere stabilste Einer-Fahrerin.“ Fischer selbst liebäugelt überhaupt nicht mit dem Einer und könnte sich auch einen Zweier mit Wagner vorstellen; so wie bei ihrem gemeinsamen Olympiasieg in Sydney. „Mit Katrin kann ich blind in den K2 einsteigen und es geht los. Aber das wird derzeit nicht diskutiert.“ Die 42(!)-Jährige selbst will nach Athen weitermachen. „Gewinne ich eine Medaille, sage ich nicht: Das war“s. Es gibt im Training noch so viel auszuprobieren.“

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