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Sport: Erinnerungen als Motivation

Turbine Potsdam spielt heute beim FFC Frankfurt und am Montag daheim gegen Brauweiler Pulheim

Beim Anblick alter Fernsehbilder spürte Jennifer Zietz in dieser Woche ein gehöriges Kribbeln. „Ich habe eine richtige Gänsehaut bekommen, als ich wieder unsere damaligen Aktionen sah“, gestand die Allrounderin des FFC Turbine Potsdam, nachdem auf dem Sponsorenabend ihres Vereins per DVD an erfolgreiche Spiele der vergangenen beiden Jahre erinnert wurde – vor allem an Siege in Pokal und Bundesliga über den FFC Frankfurt.

In dieser Saison hatten die beiden Erzrivalen bislang nichts miteinander zu tun, lieferten sie sich in DFB-Pokal und UEFA- Cup nur Fernduelle, ebenso in der Meisterschaft, in der ihr Hinspiel gegeneinander wegen Europacup-Aufgaben verschoben wurde. Heute nun ist es soweit: Bevor die beiden besten deutschen Mannschaften der letzten Jahre in den nächsten Wochen um den DFB-Pokal (29. April) und UEFA- Cup (20./27. Mai) gegeneinander kicken, holen sie heute ihr Bundesliga-Hinspiel nach; im Stadion am Brentanobad, wo Turbine 2004 durchein 7:2 erstmals den Titel gewann. „Frankfurt ist ein ganz anderes Kaliber als unsere letzten Gegner, aber ich bin guter Dinge“, meint Jenny Zietz, die mit Turbine anschließend Ostermontag den FFC Brauweiler Pulheim empfängt (11 Uhr, Karl-Liebknecht-Stadion). Ihre Begründung: „Bei uns herrscht eine wirklich tolle Stimmung, was auf dem Platz, aber auch sonst zu spüren ist. Wir spielen alle für- und miteinander und treten als gemeinsame Mannschaft auf.“

In den letzten Spielzeiten setzte Potsdams Cheftrainer Bernd Schröder die 22- jährige Sport-Studentin oft als seine „Geheimwaffe“ gegen starke Gegenspielerinnen ein. „Vielleicht lässt er mich ja wieder gegen Itschi, also gegen Beate Lingor, spielen“, mutmaßt Zietz. Doch Schröder war sich gestern noch nicht ganz sicher, wie er seine Elf heute taktisch aufstellen wird. „Wichtig und entscheidend wird sein, dass wir unser eigenes Spiel durchbringen“, erläuterte er. „Wir müssen so agieren, dass wir dem Gegner unser System aufdrängen. Dazu sind viel eigener Ballbesitz und ein schnelles Kombinationsspiel notwendig.“

Was leichter gesagt als getant ist, denn der 1. FFC Frankfurt hat sich nach einer Schwächephase (1:2 in Freiburg, 1:0 daheim gegen Essen erst sieben Minuten vorm Abpfiff) wieder gefangen (3:0 beim HSV). „Ich bin davon überzeugt, dass unsere Mannschaft mit dem klaren Sieg in Hamburg ihre Frühjahrsmüdigkeit überwunden hat und absolut konzentriert in das vielleicht wichtigste Bundesligaspiel des Jahres geht“, erklärt Frankfurts Manager Siegfried Dietrich auf der Homepage seines FFC, der heute wahrscheinlich auf Sandra Smisek (Oberschenkel-Zerrung) Christina Zerbe (Bänderriss im Sprunggelenk), Sarah Günther und Saskia Bartusiak (beide im Aufbautraining) verzichten muss. Und Trainer Hans-Jürgen Tritschoks meint: „Das brisanteste deutsche Frauenfußball-Duell, in dem beide Seiten einen großen Teil der deutschen Nationalmannschaft aufbieten, wird den Zuschauern sicherlich viele schöne Spielszenen und Spannung pur bieten.“

Gleichwohl glaubt Tritschoks nicht, dass in der heutigen Partie schon der Titel 2006 vergeben wird. Gleicher Auffassung ist Amtskollege Schröder: „Dieses Spiel entscheidet noch nicht die Meisterschaft.“ Dennoch könne der Ausgang wegweisend für die weiteren Begegnungen werden: „Es gilt, gegenüber dem Gegner Flagge zu zeigen“, erklärte Potsdams Coach, der heute auf Inken Becher (Gesichts-Verletzung) verzichten muss; auch hinter Britta Carlsons Einsatz steht wegen Kniebeschwerden noch ein Fragezeichen.

Deshalb feilt Schröder bis zuletzt an seiner Mannschaftsaufstellung. Zu seiner „Geheimwaffe“ meint er: „Jenny ringt zur Zeit um ihre Form, aber ich habe das Vertrauen, dass sie die am Sonnabend wiedergefunden hat.“ Was klappen könnte. Nach Ansicht der alten Fernsehbilder jedenfalls erklärte Zietz: „Diese Erinnerungen sind eine tolle Motivation für unser Spiel jetzt in Frankfurt.“

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