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Landeshauptstadt: Es gibt immer was zu tun

Junge Hüttenbauer lernen auf dem Abenteuerspielplatz mehr als sägen und hämmern

Junge Hüttenbauer lernen auf dem Abenteuerspielplatz mehr als sägen und hämmern Babelsberg. Cindy Jung und Jenny Kern nageln eine Bretterwand. „Das wird unsere Hütte, die dort ist von den Jungs. Wenn wir fertig sind, verbinden wir sie mit einem Tunnel“, erklärt Cindy und haut gerade einen Nagel ins Holz. Baugrundstück der beiden Schülerinnen ist der Abenteuerspielplatz „Blauer Daumen“. Er befindet sich In der Aue/Ecke Steinstraße. Dort steht ein halbes Dutzend solcher Hütten, fertige und Baustellen. Die härtesten der jungen Häuslebauer lassen sich nicht einmal von winterlichen Temperaturen schrecken. Tim Jaeger gehört dazu. Er wohnt gleich in der Nachbarschaft und geht in die fünfte Klasse. Mit seinem Freund baut er fast täglich an seiner Bude, die schon sehr solide ist. Mit einer Leiter kann man aufs Dach klettern. Für „Schöner Wohnen“ reicht''s noch nicht, aber darauf kommt es auch nicht an. Alles ist selbst gezimmert und Tim ist mächtig stolz auf das Werk. Siobhan Piekarek ist Betreuerin auf dem Spielplatz. Sie ist gelernte Tischlerin und baut auch selbst. Ihr Projekt ist ein Hexenhaus. Es wird ein Fachwerkbau auf Pfählen mit Wänden aus geflochtener Weide und Lehm. „Bauen schult den Menschen“, sagt sie. Die Kinder entwickeln Vorstellungen, wie ihre Hütte aussehen soll. Sie lernen mit Werkzeugen umzugehen und entwickeln handwerkliche Fähigkeiten. Doch das ist nicht der einzige Grund, warum ein Verein mit dem Namen „Demokratie und Abenteuer“ Kinder zum Budenbauen einlädt. So eine Baustelle ist nämlich ein Mikrokosmos der Gesellschaft. Mehrere Kinder arbeiten an einer Bude. Sie teilen sich den Werkzeugkasten und erkennen, dass man im Team besser vorankommt. Unterschiedliche Fähigkeiten treten zutage. Manchmal gibt es Streit untereinander, manchmal mit den Kindern von der benachbarten Bude. Kompromisse müssen dann gesucht werden. Eine Sozialpädagogin ist da, die vermitteln kann, wenn es nötig ist. Seit 1999 nutzt der Verein das Waldstück. Inzwischen sind die Buden vielfach hochgezimmert und niedergerissen worden. Auch an „Großprojekten“ nagte der Zahn der Zeit. Im Falle des Piratenschiffs waren es Fäulnis und Insekten. Die erwachsenen Vereinsmitglieder und Kinder veranstalteten ein „Workcamp“ und bauten neu. Die Mittelbrandenburgische Sparkasse beteiligte sich an den Materialkosten. „Für Kinder ist Budenbauen einfach toll. Nebenbei wird soziales Verhalten trainiert – und das ohne pädagogischen Zeigefinger“, hebt Marion Hörner, Leiterin der MBS-Geschäftsstelle Am Stern hervor. Auch die Stiftung Großes Militärwaisenhaus half. Als dann trotzdem das Holz ausgegangen war, startete der Verein in der Zeitung einen Aufruf. Viele Einwohner haben daraufhin den Schiffsbau unterstützt. Sie trennten sich von Bohlen und Brettern, die in Garagen und Kellern oft schon Jahre und Jahrzehnte lagerten. Auch Schrauben und Nägel wurden gebracht. „Kaum zu glauben, was die Leute für Vorräte haben. Wir konnten uns sogar das Beste auswählen“, erzählt Siobhan Piekarek. Gute Aussichten also, dass die Arbeit nicht ausgeht. Vorhaben gibt es viele. Neben dem Hexenhaus und der Vollendung des Piratenschiffs steht auch noch ein Lehmbackofen auf der Vorhabenliste. Dann muss natürlich auch ein Backhaus her. Denn für große und kleine Häuslebauer gilt gleichermaßen: Es gibt immer was zu tun. bb

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