zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Evaluation ad infinitum

Ute Bankwitz: „Gefälligkeiten“ bei Kulturbewertung

Der vom Potsdamer Fachhochschul-Professor Hermann Voesgen erarbeitete Bericht über die Evaluation (Bewertung) der freien Kulturträger der Stadt ist von Ute Bankwitz, Vorsitzende der Fraktion BürgerBündnis/FDP, stark kritisiert worden. In einer Mitteilung mit der Überschrift „Damokles in Gestalt eines Potsdamer Kulturzensors“ fragt die Stadtverordnete: „Sollte man, oder kann man überhaupt Kultur wissenschaftlich betrachten oder bewerten?“ Die Antwort der Fraktion laute „Nein“. Es scheine so, dass in Zeiten knapper Kassen die Landeshauptstadt als Auftraggeber der Evaluationsstudie „von einem klaren Erkenntnis leitenden Interesse getrieben wird“. Das Ergebnis der Studie lasse den Verdacht von „Gefälligkeiten“ entstehen. „Die, die wir mögen, verbleiben am Zuwendungstropf, die anderen haben leider Pech gehabt“, schreibt Ute Bankwitz. Und weiter: „Um künstlerische Vielfalt zu bewahren, sollte sich niemand und schon gar nicht Wissenschaftler als Erfüllungsgehilfe städtischen Verwaltungshandels missbrauchen lassen.“

Ute Bankwitz befürchtet, dass die Stadt-Spiel-Truppe auf dem Theaterschiff von Fördermittelstreichungen betroffen sein könnte. Die angenommene „Untrennbarkeit“ von Stadt-Spiel- Truppe und Theaterschiff als ein ästhetisches Gesamtkonzept ist „nicht plausibel“, heißt es im Evaluationsbericht von Prof. Voesgen.

Der Evaluationsbericht war am Donnerstagabend im Kulturausschuss diskutiert worden. In diesem Gremium zeichnete sich keine grundsätzliche Kritik an dem Vorgehen der Kulturverwaltung ab. „Jetzt hat jeder etwas, woran er sich reiben kann“, so lautete lapidar der Kommentar von Karin Schröter (Linkspartei.PDS). Die Qualität der Kultur sei schwer einschätzbar wegen der von Prof. Voesgen selbst angesprochenen „Relativität der Werte“ in der Gesellschaft. „Es gibt keinen Konsens in der Stadt darüber, was in der Kunst wichtig ist“, hatte Prof. Voesgen eingangs erklärt. Dennoch, so Karin Schröter, müsse es einen Qualitätsmaßstab geben, denn es müssten ja Förderentscheidungen getroffen werden. Saskia Hüneke (Bündnisgrüne) nannte den Voesgen-Bericht „eine gute und breite Analyse“. Der als sachkundiger Bürger im Kulturausschuss sitzende Ralf Matura erkannte darauf, dass jemand aus der Förderung rausfallen müsse. Dafür würden Kriterien gebraucht, „die nicht aus dem Kulturbereich kommen“. Er bezog sich dabei auf die Vorgehensweise Prof. Voesgens, der die freien Kulturträger befragt hatte und deren Eigendarstellung auswertete.

Die Fachbereichsleiterin für Kultur und Museen, Birgit-Katherine Seemann, kündigte an, die Evaluation sei ein Vorgang „ad infinitum“: Wer evaluiert habe, evaluiere immer weiter. Die Ergebnisse müssten stets wieder überprüft werden. gb

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false