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Landeshauptstadt: Falken suchen Freunde

Dem Vogel des Jahres 2007 droht in Potsdam der Verlust weiterer Brutplätze

Der zum „Vogel des Jahres“ 2007 ausgerufene Turmfalke hat in Potsdam wenig Freunde. Vor allem im Bereich der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten sind ihm in den vergangenen Jahren zahlreiche Brutstätten verloren gegangen. Durch die Sanierung der Belvederes auf dem Pfingstberg, dem Klausberg und dem Ruinenberg sowie an den Communs sind die Mauerspalten geschlossen worden, die ihm zum Nisten dienten. 2005 legte die Stiftung daraufhin auf Betreiben von Sanssouci-Revierleiter Sven Hannemann und dem Gärtner und Laienornithologen Uwe Dommaschk ein Ersatzprogramm auf. Tischler bauten Nistkästen, die an geeigneten Altbäumen in 25 Meter Höhe angebracht werden sollten. In der Nähe des Chinesischen Hauses, dessen Dach für die Falken unzugänglich gemacht worden war, wurde einer dieser Kästen befestigt und von einem Brutpaar angenommen. Doch als die Altvögel ausblieben, drohte den Jungen der Hungertod. Immerhin zwei konnten geborgen werden. Sie wurden von einem Halter aufgezogen und in die Freiheit entlassen. In diesem Jahr blieben die Falken ganz aus.

Das öffentlichkeitswirksam angekündigte Programm, „die für das ökologische System wichtigen Raubvögel hier wieder anzusiedeln“, erweist sich offenbar immer mehr als Alibiaktion. Die meisten Nistkästen sollen unbenutzt im Lager liegen. Uwe Dommaschk weist darauf hin, dass man wegen aufgeweichter Wege mit dem Fahrzeug nicht an die vorgesehenen Stellen herangekommen sei. Außerdem fehle es an einem „Steiger“, der die Bäume erklettert und die Kästen anbringt.

Dagegen sieht Michael Zerning, seit zwei Jahrzehnten im Greifvogelschutz tätig, darin einen weiteren Beweis, dass „die Stiftung ein Problem mit dem Naturschutz hat“. Zerning hat seine Beobachtungs- und Kontrolltätigkeit aufgegeben, ebenso andere Hobbyornithologen. Nach mehr als 15 Jahren Bemühens um den Erhalt der Tiere sieht sich der Potsdamer Naturschützer Günter Kehl als Leiter der NABU-Arbeitsgruppe Greifvogelschutz nahezu auf sich allein gestellt. Es sei nicht gelungen, junge Leute für die Aufgabe zu gewinnen. Das ist für seltene Greifvogelarten eher ein Problem als für den Turmfalken, dessen Bestand sich laut Zerning im Stadtgebiet bei etwa 15 Brutpaaren stabilisiert hat. Als Brutplatz nennt er auch das Belvedere des Oberstufenzentrums II in der Berliner Vorstadt. Hier hatte die Schulleitung dafür gesorgt, dass bei der Restaurierung die Nistmöglichkeiten erhalten blieben. „Solch ein Engagement brauchen wir“, erklärt Zerning. „Selbst wenn der Turmfalke nicht akut bedroht ist, die Zahl der Nistmöglichkeiten geht zurück.“ So seien auch die Brutplätze auf der Nikolai- und der Erlöserkirche wegen der Restaurierung bedroht. E. Hoh

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