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Landeshauptstadt: Favorit will er nicht sein

Rolf Kutzmutz (PDS) spürt als Kandidat ohne Listenplatz kein Mitleid – aber neue Kraft der Partei

Rolf Kutzmutz (PDS) spürt als Kandidat ohne Listenplatz kein Mitleid – aber neue Kraft der Partei Er ist der Favorit – zumindest nach der Wahlkreisprognose des Internetportals www.election.de. Danach liegt in Potsdam zurzeit Rolf Kutzmutz vor seinen Kontrahentinnen von SPD und CDU. Und er würde, so die Prognose, bei der anstehenden Bundestagswahl das einzige Direktmandat im Land Brandenburg für die Linkspartei.PDS holen. Aber Kutzmutz, gestern zum Redaktionsbesuch bei den PNN, gibt nichts auf Meinungsumfragen. In seiner Funktion als Bundesgeschäftsführer warne er die Kollegen, sich von den Zahlen „verrückt“ machen zu lassen. „Die Entscheidung fällt am Wahlabend, ich sehe meine Chancen fifty-fifty.“ Für Kutzmutz geht es um viel bei dieser Wahl, denn er zieht nur wieder in den Bundestag ein, wenn er das Direktmandat gewinnt. Anders als seine Konkurrentinnen Andrea Wicklein (SPD) und Katherina Reiche, CDU-Spitzenkandidatin, ist er überhaupt nicht über die Landesliste seiner Partei abgesichert. Spürt der „rote Rolf“ den Mitleid-Effekt? „Schön wär“s.“ Und er gesteht, dass er durchaus Hemmungen hat, die beiden Frauen zu hart zu attackieren. „Da nimmt man sich als Mann ein Stück zurück.“ Aber Kutzmutz weiß auch, dass der Wahlkreis 61 größer ist als die PDS-Hochburg Potsdam, wo er vor nun mehr als zehn Jahren beinahe Oberbürgermeister wurde. Deshalb tingelt er dieser Tage durch die Umlanddörfer. „Man steht eine Stunde und trifft drei Leute.“ Und auch in diesem Wahlkampf macht Kutzmutz wieder die Erfahrung, dass ihm Leute sagen: „Man könnte Sie ja wählen, aber Sie sind in der falschen Partei.“ Inzwischen antwortet er resoluter als früher: „Das können Sie jetzt doch.“ Er sei in diesem Wahlkampf auch deshalb gelassener, so der Bundesgeschäftsführer, weil er nicht mehr um den Wiedereinzug seiner Partei bangen müsse. „Ich erwarte ein sehr gutes einstelliges Ergebnis.“ Angesprochen auf die Achillesferse der neuen Linkspartei, den „Luxuslinken“ Oscar Lafontaine, bestreitet er nicht, dass es ein Unbehagen an der Basis gibt: „Muss das sein, belastet uns das nicht?“ Anderseits honoriere man Lafontaines Beitrag im Westen. „Das hält sich die Waage.“ Kutzmutz distanziert sich klar von Begriffen wie „Fremdarbeiter“ und „Schandgesetze“, die Lafontaine im Wahlkampf verwendete. Es sei eine Lehre des tödlich verunglückten PDS-Politikers Michael Schumann, dass man auch in der Sprache solche Grenzen nicht überschreiten dürfen. Zudem habe Lafontaine seine Äußerungen relativiert, und er rechne nicht damit, so Kutzmutz, dass er sie auf der Kundgebung am Sonnabend in Potsdam wiederhole. Als Chef der Unternehmergruppierung nahe der PDS verteidigt er die Forderungen seiner Partei nach einem gesetzlichen Mindestlohn, die von den Gegnern als wirtschaftsfeindlich attackiert wird: „Merkwürdig, dass es in neun der alten 15 EU-Länder Mindestlöhne gibt – und es den besser geht als Deutschland.“ thm/SCH

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