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Landeshauptstadt: Filetstück am Brandenburger Tor versteigert

Miteigentümerin erwarb Immobilien für 635 000 Euro – das Dreifache des festgelegten Verkehrswertes

Miteigentümerin erwarb Immobilien für 635 000 Euro – das Dreifache des festgelegten Verkehrswertes Innenstadt – Banker Jörg Woltmann beendete nach seinem Gebot von 380 000 Euro den Versuch, die Häuser Brandenburger Ecke Schopenhauer Straße zu ersteigern. Dem Geschäftsführer der Allgemeinen Beamten Kasse und Präsidenten des Lions Club Berlin gehört das gegenüberliegende Karree mit dem Restaurant „Stadttor“ am Vorplatz des Brandenburger Tores, das nach erfolgter Sanierung im Spätherbst teilweise eröffnen soll. Die Häuser vis-á-vis, Brandenburger Straße 72 und Schopenhauer Straße 14, mit dem Restaurant „Gastmahl des Meeres“ sollten das bereits vorhandene Eigentum ergänzen: Doch gestern wechselten die Gebäude nach einstündiger Zwangsversteigerung für 635 000 Euro teilweise den Besitzer. Der Verkehrswert wurde zuvor in einem Gutachten auf 229 000 Euro festgesetzt. Die TLG Immobilien GmbH hat ihren mehrheitlichen Anteil an Marion Brenning verkaufen müssen. Bisher haben sich laut TLG- Sprecher Günter Sölken beide in einer „ideellen Eigentümergemeinschaft“ befunden. Das Eigentum war also nicht einfach voneinander zu trennen, denn knapp die Hälfte gehörte Marion Brenning, etwas mehr als die Hälfte der TLG. Sölken erklärte, dass zur Trennung eines solchen Eigentümerkonstruktes eine Teilungsversteigerung stattfinden muss. Die wurde von Marion Brenning eingeleitet. Während sich insgesamt sieben Bieter ein Schnäppchen im Zentrum der Stadt erhofften, sicherte sich Marion Brenning, die durch einen Anwalt vertreten wurde, den Zuschlag für die beiden Häuser mit umliegender Grundstücksgröße von 301 Quadratmetern. Da sie bereits knapp die Hälfte der Immobilie durch erfolgreiche Restitutionsansprüche besitzt, beträgt der reale Kaufpreis für sie nun etwas mehr als 300 000 Euro. Jürgen Rückert, Inhaber vom „Gastmahl des Meeres“, dessen Mietvertrag noch bis 2010 läuft, befürchtet keine unmittelbaren Konsequenzen durch den Verkauf der Immobilie. Ein Sonderkündigungsrecht für das durch ihn genutzte Parterre beinhalte der Vertrag von 1990 nicht. Hartnäckigster Mitbieter von Marion Brenning war der Münchner Klaus Engelfried, der das erste Gebot von 114 500 Euro abgab und das vorletzte von 630 000 Euro. Er habe bereits ein Haus im Wildpark und wollte weiter in Potsdam investieren. Die alte und neue Eigentümerin Marion Brenning und Rechtsanwalt Ernst Brenning zogen 1993 als Rechtsnachfolger jüdischer Voreigentümer wegen der Ansprüche auf Rückgabe von Geschäftsanteilen eines Unternehmens bis vor das Bundesverfassungsgericht und legten dort Verfassungsbeschwerde ein. Sechs Jahre später wurde die Beschwerde von der 1. Kammer des ersten Senates nicht zur Entscheidung angenommen. Ernst Brenning ist zugleich stellvertretender Kuratoriums-Vorsitzender der Schulstiftung Evangelischer Schulen Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Die TLG wertet den Verkauf an Marion Brenning als positives Zeichen für diesen Bereich der Innenstadt. Eine Investitionsblockade sei gelöst worden. Schon der Verkauf der Immobilien rund um das „Stadttor“ auf der anderen Straßenseite von der TLG an Jörg Woltmann sollte neues Kapital fließen lassen. Bis zum Spätherbst will der Investor dort gastronomische Einrichtungen eröffnen. Sie sollen noch durch das Touristengeschäft im Spätherbst ersten Umsatz bringen. Geplant sei auch ein Hotel im Stile eines Romantikhotels, da die Zimmer alle unterschiedlich geschnitten sind und ihr eigenes Flair bieten könnten. Jan Brunzlow

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